Pantanal: Tipps für deine Reise
Hier findest du Informationen und Tipps für deine Reise in den Pantanal. Du erfährst alles Wissenswerte rund um Klima und beste Reisezeit, Touren, Tierwelt, Unterkünfte und Ausrüstung für Exkursionen.
Inhaltsverzeichnis
Reisetipps für den Pantanal
Hier findest du alles, was du für deine Reise wissen musst.
Jedes Jahr lagern die Wassermassen im Pantanal Sedimente ab: Dünger für die Pflanzen, Nahrung für die gezählten 278 Fischarten (in Europa sind es knapp 200). Wenn die Regenzeit endet und die Trockenzeit im Juli beginnt, aus Seen und Lagunen langsam Sümpfe oder Inseln werden, beginnt das große Fressen, zu dem selbst aus dem 10.000 Kilometer entfernten Kanada die Zugvögel einfallen.
Wasserschweine (Capivaras), Kaimane, Otter, Reiher und Jabiru-Störche (etwa 450 Vogelarten, darunter der seltene blaue Hyazinth-Ara) streiten sich um die schuppige Beute, die in die Wasseradern zu fliehen versucht. Auch mehr als 1000 Jaguare soll es seit dem Abschluss eines Artenschutzabkommens wieder im Pantanal geben.
Dass dieser Garten Eden in den letzten Jahren immer mehr für den Naturtourismus erschlossen wurde, hat mehrere Ursachen. Die alten Fazendas (Rinderfarmen), einst so ausgedehnt wie europäische Kleinstaaten und mit Herden von mehreren tausend Rindern, sind durch Erbteilung geschrumpft und unrentabel geworden. Viele Fazendeiros wandeln ihre Fazendas in Ferienhotels (Hotel-Fazendas) um, obgleich der Zugang zu Lande oder zu Wasser oder gar durch die Luft immer noch ein kleines Abenteuer ist. Zweitens wächst der Bedarf nach naturnahem Tourismus. Und drittens haben zahlreiche globale Naturschutzorganisationen erkannt, dass Ökotourismus ein sinnvolles Instrument ist, dieses einmalige Biotop zu erhalten.
Alles in allem mögen 200 Pensionen, Landhotels und Hotelschiffe im Pantanal vorhanden sein. Ansonsten ist die Gegend menschenleer: Auf einen einheimischen Bewohner entfallen statistisch sechs Rinder und 42 Kaimane (jacarés).
Orientierung
Der Pantanal kann von Süden und von Norden her angesteuert werden, entweder über Campo Grande oder über Cuiabá.
Der südliche Pantanal
Den „undurchdringlichen Busch“ hat es immer nur entlang der Flussläufe und weit im Norden, im Einzugsbereich des Amazonas (Mato Grosso Nord) gegeben. Der weitaus größte Teil des Bundesstaates Mato Grosso do Sul ist von Savanne bedeckt – und von der großartigen Sumpflandschaft des Pantanal. Zwei Schritte in den Pantanal hinein, und schon trifft man auf Jaguar und Gürteltier – wer mit dieser Erwartungshaltung anreist, wird arg enttäuscht: So leicht gibt die Natur ihre Geheimnisse nicht preis. Das Mindeste an Aufwand ist eine mehrstündige Tour per Jeep auf der Estrada Parque, zu Pferde oder zu Fuß. Zu einer solchen Exkursion braucht man keine spezielle Ausrüstung, sollte aber wegen der Moskitos unbedingt lange Hosen tragen (August bis Februar) sowie Fernglas und Teleobjektiv nicht vergessen.
Der nördliche Pantanal
Der wichtigste Zugang in den nördlichen Pantanal verläuft über Poconé, die Pforte zur Transpantaneira, einem glücklicherweise wieder aufgegebenen Straßenprojekt, das den Pantanal komplett zerschnitten und ökologisch schwer geschädigt hätte.
So verläuft nun die Transpantaneira nach rund 149 Kilometern buchstäblich im Sumpf, das heißt sie endet in dem Fischerweiler Porto Jofre, der so gut wie keine Infrastruktur hat.
Vorher aber muss man noch etliche der alten und teils bedrohlich wackligen Balkenbrücken überqueren (sie werden nach und nach durch Betonbrücken ersetzt). Besonders die Holzbrücken auf den letzten knapp 60 Kilometern sind prekär und häufiger sind lockere Planken auf den richtigen Radabstand hin zurecht zu rücken.
Oft sind auch erst einige Kaimane oder Anakondas zu verscheuchen, die sich auf dem warmen Holz abgelegt haben. An einigen Stellen muss zudem mit einer Fähre übergesetzt werden, und in der Regenzeit ist die Gefahr, stecken zu bleiben, sehr hoch.
Geografie und Klima
Der Pantanal ist eine sumpfige Tiefebene mit einzelnen darin verstreuten Erhebungen. Zum Süden hin neigt sich diese Ebene, im Norden bilden die Chapada dos Parecis und die Serra Azul eine Wasserscheide zum Amazonasgebiet hin. Im Westen und Südwesten geht der Pantanal unmerklich in die Trockensteppe Gran Chaco über.
Das Klima im Pantanal ist vom Wechsel kühle Trockenzeit und heiße Regenzeit geprägt. Im Winter (Juli) streichen Kaltwinde aus Patagonien über den Pantanal und können die Temperaturen auf bis zu fünf Grad herabsetzen. Aber im Allgemeinen werden 20 Grad nicht unterschritten.
Von Dezember bis Mitte Januar regnet es so gut wie jeden Tag. Der inzwischen trockene „Schwamm“ des Pantanal füllt sich auf, die feuchte Luft ist Nektar für Moskitos.
Beste Reisezeit
Hier streiten sich die Gelehrten. Als beste Reisezeit betrachten viele die Trockenperiode zwischen April und September/Oktober, in der allerdings auch ziemlich kalte Tage (und Nächte!) auftreten können.
Um Vögel zu beobachten, kommt man am besten im letzten Teil der Trockenzeit von Juli bis Oktober.
Die regnerischen heißen Monate November bis März werden zwar gelegentlich als ungünstigere Reisezeit angesehen (Temperaturen bis 40 Grad, Moskitos), doch auch in dieser Zeit lässt sich der Pantanal aus unserer Sicht gut bereisen. Besucher haben dann den Vorteil, die Landschaften in größerer Ruhe zu erleben (weniger Touristengruppen). Zudem konzentrieren sich die Landtiere in den höheren Landesteilen, die nun zu Inseln werden (den sogenannten Cordilheiras oder Capões) und lassen sich daher leichter beobachten.
Kann ich alleine durch den Pantanal reisen?
Für individuelle Touren ist der Pantanal eher ungeeignet. Man kann zwar einen Wagen mieten, (mit Glück) die Estrada Parque oder Transpantaneira abfahren und sich unterwegs in einer Lodge beziehungsweise Hotel-Fazenda einquartieren. Wer aber ohne Landes- und Sprachkenntnisse den Pantanal besucht, sollte sich besser einer der zahlreichen Agenturen anvertrauen und den Aufenthalt über sie reservieren lassen beziehungsweise anspruchsvollere Touren dort buchen. Ein einheimischer lokaler Guide ist unverzichtbar, dem Slogan „No Pantanal siga o Pantaneiro“ (Folge im Pantanal dem Einheimischen) solltest du unbedingt Rechnung tragen.
Welche Ausrüstung brauche ich im Pantanal?
Auf intensive Naturbeobachtung fernab der Straßen und Trampelpfade sollte man sich besser vorbereiten: Ausgerechnet im Morgengrauen und in der Abenddämmerung, wenn sich der Pantanal von seiner wundervollsten Seite zeigt, schlagen Stechmücken und Zecken am heftigsten zu – Kleidung aus dichtem, widerstandsfähigem Stoff ist daher unverzichtbar. Auf unbedeckte Hautpartien trägt man Mückenschutz auf.
Hat einen doch mal eine Zecke erwischt, lassen sich diese nach unserer persönlichen Erfahrung viel leichter wieder herausziehen … ohne dass der Kopf steckenbleibt. Zur Vorsorge tragen auf jeden Fall lange, dünne Hosen und geschlossene Schuhe bei.
Ein Regencape sollte ebenfalls zur Standardausrüstung gehören. In morastigem Gebiet besteht eine, wenn auch geringe, Wahrscheinlichkeit, auf Schlangen zu treffen oder gar zu treten, deshalb sind feste, wasserdichte Stiefel dringend zu empfehlen – einen erfahrenen Guide sollte man ohnehin an seiner Seite haben. Piranhas bevorzugen stehende Gewässer – daher besser nicht die Hand hineinhalten.
Anders ist es mit den Kaimanen: Sonnenbadend strecken einem die etwa drei Meter langen ausgewachsenen Echsen drohend den aufgerissenen Rachen entgegen. In Wirklichkeit aber sind die Kaimane beinahe friedliche Tiere; Pantanalkinder baden sogar in ihrer Nähe. Nur in der nahrungsarmen Trockenzeit ist eine gewisse Vorsicht angebracht.
Unterkünfte im Pantanal
Die Unterbringung findet meist auf einer Hotel-Fazenda statt. Dabei handelt es sich um ein rustikales, manchmal luxuriöses Haupthaus, möglichst in die Natur eingebettet. Im Preis sind fast immer Vollpension und zwei bis drei Ausflüge pro Tag enthalten. Die Zimmer haben in der Regel Klimaanlage oder Ventilator, Moskitonetze, Warmwasser und Strom.
Alle Hotel-Fazendas bieten ein Naturprogramm an, darunter Safaris, Wanderungen, Bootsfahrten, Vogelbeobachtungen, Piranha-Angeln, Reitausflüge usw. Um die Umgebung einer Fazenda zu erkunden, sind drei bis vier Tage ausreichend. Die hauseigenen Guides sprechen allerdings oft nur Portugiesisch. Englisch oder gar Deutsch sprechende Führer sind selten und kosten dann auch noch extra. Die Anreise (per Jeep, Boot oder Flugzeug) muss über eine Agentur oder die betreffende Fazenda organisiert werden.
Hier findest du Empfehlungen für Hotel-Fazendas im Süd-Pantanal, und hier für Hotel-Fazendas im Nord-Pantanal.
Impressionen (Video)
Einen schönen Eindruck der Naturlandschaften und der reichen Tierwelt des Süd-Pantanal kannst du im Video unseres Team-Mitglieds Jörg Rausch sehen. Jörg hat mit seiner Familie das Pantanal-Gebiet in der Nähe der Kleinstadt Miranda besucht, war auf dem gleichnamigen Fluss unterwegs und hat auch eine längere Tour auf der Estrada Parque unternommen. Dabei ist er unter anderem Ameisenbären, Gürteltieren, Papageien und vielen, vielen Kaimanen begegnet.
Verantwortungsvoller Tourismus: Keine Anfütterung unterstützen
Obwohl es seit 2011 offiziell verboten ist, werden Tiere im Pantanal immer noch angefüttert, um Touristen Sichtungen von Jaguar, Ozelot oder Riesenotter zu ermöglichen. Solche Anfütterungen können massive negative Auswirkungen auf das natürliche Verhalten der Tiere haben.
So können sowohl Aggressionen als auch übermäßige Gewöhnung an den Menschen dadurch gefördert und Krankheiten auf dem Wege übertragen werden. Außerdem werden durch Anfütterung Tiere wie Kaimane, Fischbussarde, Krabbenfüchse, Kapuzineraffen und Mähnenwölfe verwundbarer für ihre Fressfeinde.
Jaguarsichtungen im Pantanal
Die Rückkehr der Jaguare – Was sich wie der Titel eines Hollywood-Films anhört, ist ein kleines Naturwunder und eine Erfolgsstory des Ökotourismus. Strengerer Schutz und ein ausreichendes Futterangebot (Capivaras, Kaimane) haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich der Jaguar-Bestand in einigen Pantanalregionen erholen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, diese bis zu 150 Kilogramm schwere Raubkatze in freier Wildbahn zu sehen, ist in der Trockenzeit (Juni bis November) besonders hoch, aber auch in der übrigen Zeit sind die Aussichten nicht schlecht.
In der Nähe der Flüsse Cuiabá, Três Irmãos, Piquiri und Corixo Negro kommt der Jaguar inzwischen recht häufig vor, die Raubkatzen scheinen sich sogar an Motorboote gewöhnt zu haben. Bisweilen lassen sie sich stundenlang beobachten, ganz im Gegensatz zu ihren Artgenossen im Amazonas oder den Dschungeln Zentralamerikas, wo Sichtungen sehr selten sind.
Für eine erfolgreiche Pirsch muss man allerdings gute drei bis vier Tage mitbringen und sich einer seriösen Agentur anvertrauen.
Verhaltensregeln bei Jaguarsichtung
Einige wichtige Regeln, die jeder Tourist bei einer Jaguar-Exkursion beherzigen sollte:
- Immer daran denken: Jaguare töten in einem von 20 Versuchen. Es ist wichtig, dem Tier so viel Raum zu lassen, dass es sich nicht gestört fühlt.
- Ausreichenden Abstand zum Jaguar halten, die Tiere können bis zu zehn Meter weit springen!
- Nur wenige Boote sollten sich um ein Tier versammeln. Sollten zu viele Boote vor Ort sein, kann man den Bootsführer bitten, einen anderen Jaguar zu suchen. Dies ist weniger stressig für das Tier und man selbst kann das Verhalten des Jaguars besser studieren.
- Keinesfalls sollte dem Jaguar in kleine Nebenflüsse gefolgt werden. Das Tier kann sich dadurch bedrängt fühlen, außerdem wird das sensible aquatische Leben dadurch gestört.
- Im Fall einer Notdurft im Busch bitte das Toilettenpapier wieder mitnehmen.
- Bitte nicht aus dem Boot aussteigen, die Uferränder sind der Lebensraum vieler Wasservögel, die dadurch gestört werden.
- Der Pantanal bleibt nur ein Paradies, wenn alle mitmachen und es bewahren.
Empfehlenswerte Agentur für Jaguarsichtungen
Pantanal Nature. Kleine, sehr empfehlenswerte Agentur, die Wert auf nachhaltigen Pantanal-Tourismus legt. Besitzer Ailton Lara ist selbst professioneller Naturführer und besitzt ein unglaubliches Wissen. Eine der Spezialitäten sind Jaguartouren, die als beste im Pantanal gelten. Eine ausführliche Beschreibung der Fazenda und der durchgeführten Touren findest du hier.