Brasília: Tipps für deine Reise
Hier findest du Informationen und Tipps für deine Reise nach Brasília. Du erfährst alles Wissenswerte rund um Sehenswürdigkeiten, Fortbewegungsmittel, Shopping, Nachtleben, Anreise, Hotels, Flughafen und Klima in Brasiliens Hauptstadt.
Inhaltsverzeichnis
Brasília ist durch die von Oscar Niemeyer geprägte moderne brasilianische Architektur einzigartig. Das 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte Stadtzentrum entstand vollständig auf dem Reißbrett, Brasília ist somit eine der wenigen geplanten Hauptstädte der Welt.
Unterkunftstipp für deinen Aufenthalt in Brasília:
Das B Hotel hebt sich durch seinen modernistischen Stil sowie die hochwertige Dekoration hervor. Es besitzt komfortable Zimmer und serviert ein ausgezeichnetes Frühstücksbuffet mit einigen Bio-Produkten. Auf der Dachterrasse befinden sich zudem ein Außenpool sowie eine beliebte Rooftop-Bar. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von Brasília sind in wenigen Minuten zu erreichen. Hier findest du das Hotel bei Booking.com. Weitere Hoteltipps in verschiedenen Preisklassen sowie alles Wissenswerte zur Anreise findest du weiter unten im Artikel.
Reisetipps für Brasília
Wissenswertes vorab
Das Ziel, eine föderale Hauptstadt nahe der geographischen Landesmitte zu errichten, wurde bereits 1891 in der brasilianischen Verfassung verankert. Umgesetzt hat es erst Juscelino Kubitschek Jahrzehnte später: „In fünf Jahren 50 Jahre überspringen“ – so lautete der Marschbefehl des Präsidenten. Modern und großartig sollte sie sein, die neue Hauptstadt der Nation. Und tatsächlich, in tausend Tagen stand die Stadt, die am 21. April 1960 offiziell eingeweiht wurde.
Verantwortlich waren Schüler des Schweizer Stararchitekten Le Corbusier, der Paris abreißen wollte zugunsten von einem Dutzend Wolkenkratzern und der nichts mehr hasste als die mittelalterliche, enge europäische Stadt mit ihren „Eselsgängen“. In Brasília konnten die Corbusier-Schüler, der Stadtplaner Lucio Costa und der verantwortliche Architekt Oscar Niemeyer, ihre Utopie einer funktionalen Stadt mit Transportbändern, Grünzonen und Wohnmaschinen in Stahlbeton gießen.
Daraus ist dann etwas ganz anderes geworden. Denn die Stadt wucherte schnell über den „Plano Piloto“ – also den Masterplan der 300.000 Seelen zählenden Beamtenstadt – hinaus. Die restlichen 2,7 Millionen Einwohner des Distrito Federal (DF), der ähnlich wie Washington D.C. ein eigenes Bundesland bildet, leben in Satellitenstädten weit draußen.
Die „Stadt des Dritten Jahrtausends“ ist somit heute eher ein „Denkmal der vergangenen Zukunft“. Auch mehr als 60 Jahre nach ihrer Einweihung hinterlässt sie bei manchen Besuchern noch eine zwiespältige Wirkung. Brasília ist die Bühne für politische Machtkämpfe und landesweites Symbol für shakespeareske Intrigen.Trotz allem übt sie eine gewisse Faszination aus. Abhängig vom Blickwinkel – und den eigenen Erwartungen – wird man sich für das weltweit einzigartige städtebauliche Konzept mit seiner wuchtigen Betonarchitektur begeistern können oder sich eher befangen fühlen.Abseits aller architektonischen Debatten und Machtdiskussionen bietet Brasília aber auch die vielen Vorzüge einer modernen brasilianischen Großstadt, wozu besonders eine exzellente gastronomische Szene sowie ein lebendiges, durch viele junge Brasilienses geprägtes Nachtleben zählen.
Brasiliens Hauptstädte
Historisch betrachtet ist Brasília die dritte Hauptstadt Brasiliens, vorher wurden bereits von Salvador und Rio de Janeiro aus die Geschicke des Landes beziehungsweise der portugiesischen Kolonie gesteuert:
- Salvador: 214 Jahre (1549–1763)
- Rio de Janeiro: 197 Jahre (1763–1960)
- Brasília: 64 Jahre (1960–heute)
Orientierung
Um sich in Brasília zu orientieren, wird dem Vorstellungsvermögen einiges abverlangt, aber das System der Blöcke und Straßen hat seine Logik. Es hilft, sich die Stadt wie ein Koordinatensystem vorzustellen, bestehend aus den beiden großen, sich schneidenden Hauptachsen.
Auch wenn es nicht der Plan der Schöpfer war, sieht Brasília aus der Vogelperspektive wie ein Flugzeug aus: Die Zentralachse (Eixo Monumental) mit den Ministerien wäre der Rumpf, der Kongress das Cockpit. Und auf den „Tragflächen“ im Norden und Süden (Asa Norte und Asa Sul) würden sich entlang der Mittelachse Eixo Rodoviário (oder kurz Eixão) dann die Wohngebiete erstrecken.
Wie bei einer Maschine besitzen die einzelnen Teile Brasílias keine Namen, sondern nur Funktionsbezeichnungen (Bankensektor Nord/Süd, Hotelsektor Nord/Süd, Kommerzsektor Nord/Süd usw.). Adressen tragen ungewöhnliche Abkürzungen, zum Beispiel SHN Q6, Bl. F. Diese schlüsseln sich wie folgt auf:
- das erste S steht immer für den Sektor (Setor)
- der mittlere Buchstabe bezeichnet die Funktion des Sektors (in diesem Fall H für Hotel)
- der dritte Buchstabe lautet entweder N oder S (Norte = Nord oder Sul = Süd)
- Q ist Quadra (Block)
- Bel. ist die Abkürzung für Bloco (eine Art „Unterblock“ innerhalb der Quadras)
In diesem Fall lautet die Auflösung also: Setor Hoteleiro Norte (Hotelsektor Nord), Quadra 6, Bloco F.
Süden oder Norden – das sind die Pole für die Adressen – aber auch Osten (L) und Westen (W). Die Via W3 Sul ist die Achse, die von Nord nach Süd am Westrand verläuft, und zwar südlich von der Eixo Monumental (nördlich davon heißt sie Via W3 Norte). Je größer übrigens die Zahl, desto weiter befindet sich die Straße von der Nord-Süd-Achse Eixão entfernt …
Auch die Nummern der Wohnblöcke (Quadras) haben eine Bedeutung, zum Beispiel 210 Sul: Ist die erste Ziffer gerade (wie im Beispiel die 2), dann befindet sich die Adresse östlich der Achse Eixo Rodoviária, also in Richtung Kongress (2, 4, 6, 8). Ist die erste Ziffer ungerade, dann liegt der gesuchte Ort westlich der Eixão (1, 3, 5, 7, 9). Je höher die Nummer, desto weiter weg von dieser Achse. Die letzten beiden Ziffern zeigen an, wie viele Quadras (Blöcke) der Ort von der Eixo Monumental entfernt ist (hier also 10 Blöcke).
Unter dem Begriff Superquadras werden schließlich mehrere Quadras zusammengefasst.
So weit die Adressen in den Wohnvierteln, die dann noch nach Blocos und Lojas unterteilt werden. Loja 7 deutet an, dass es im Block mehrere Geschäfte gibt, hier also Geschäft Nr. 7.
Nun gibt es aber noch Sondersektoren mit Adressen wie Setor de Clubes Sul, Trecho 2, Conjunto 35. Die Abkürzungen dieser vielen Sektoren kennt nur der Briefträger …
Was du in Brasília machen kannst
Brasília verfügt vor allem über architektonische Sehenswürdigkeiten, es ist die Stadt, in der Oscar Niemeyer sein größtes Lebenswerk vollbracht und sich damit ein eigenes Denkmal gesetzt hat. Wer sich für Architektur begeistert und alles sehen will, braucht mindestens zwei Tage. Außer den vielen modernistischen Bauwerken gibt es darüber hinaus in der Stadt noch einige Natursehenswürdigkeiten zu entdecken, die vor allem rund um den großen Stausee liegen.
Sehenswürdigkeiten in Brasília
Fernsehturm
Ein erster Besichtigungspunkt könnte der 230 Meter hohe, 1967 von Lúcio Costa errichtete Fernsehturm (Torre de TV) sein. Von einer offenen Plattform in 75 Meter Höhe eröffnet sich ein beeindruckender Panoramablick über die Stadt.
In etwa drei Kilometer Entfernung nach Osten ragt der Doppelturm vom Kongress in den Himmel: rechts davon die Schale des Senats und links die Kuppel des Abgeordnetenhauses. In mittlerer Entfernung ist der Busbahnhof für den Nahverkehr zu erkennen, zu beiden Seiten große Einkaufszentren und im Hintergrund die neue Brücke Ponte JK.
Dienstag bis Sonntag 9–19 Uhr, Aufzug frei
Eixo Monumental
Der Fernsehturm befindet sich an der höchstgelegenen Stelle der Zentralachse, die das Stadtzentrum durchzieht, dem sogenannten Eixo Monumental. Zu beiden Seiten siehst du die zahlreichen Hochhäuser der Hotelzonen Nord und Süd, in der Mitte liegt eine große Grünfläche mit Teich.
Die meisten Touristen unternehmen hier von ihrem Hotel aus den ersten Spaziergang in Brasília und stellen schnell fest, woran unter anderem bei der Errichtung dieser Stadt kaum gedacht wurde: fußgängerfreundliche Straßenüberquerungen und schattenspendende Bäume. Auch wenn der Eixo Monumental auf manchen Bildern wie ein idyllischer Park wirkt, so ist an heißen Tagen an ein längeres Verweilen nicht zu denken.
Estádio Nacional Mané Garrincha
Ganz in der Nähe steht das Estádio Nacional Mané Garrincha, das für die Fußball-WM 2014 mit 71.000 Plätzen errichtet wurde. Es ist, wie könnte es für Brasília anders sein, schon von seiner Architektur her einzigartig.
Die Arena besteht aus zwei Elementen: einem äußeren Ring, dessen 288 je 48 Meter hohe Betonsäulen das Dach tragen, sowie dem eigentlichen Stadion im Inneren. Absicht war es, hier einen „Kunstpalast“ zu erschaffen, einen „Palácio das Artes“, der nach der WM als Multifunktionsarena auch für Konzerte und Veranstaltungen dienen sollte.
Architektonischer Stadtrundgang
Von der Nationalbibliothek bis zum Justizpalast kannst du einen spannenden Stadtrundgang leicht selbständig durchführen.
Biblioteca Nacional
Startpunkt des Stadtrundgangs ist die Biblioteca Nacional (Nationalbibliothek). Vom Fernsehturm aus ist es gar nicht einmal so weit bis hierher. Wer sich frisch und unternehmungslustig fühlt, kann den Weg zu diesem Auftaktpunkt durchaus zu Fuß zurücklegen.
Auch wenn die Strecke unterwegs nicht überall die schönste ist (besonders rund um die Unterführung beim zentralen Busbahnhof), so bekommt man doch ein erstes Gefühl dafür, was es heißt in Brasília zu sein.
Die Nationalbibliothek stammt natürlich aus der Feder von Oscar Niemeyer. Das Gebäude selbst wurde 2006 fertiggestellt, die Bibliothek konnte jedoch erst nach weiteren Vorbereitungen 2008 eröffnet werden. Gemeinsam mit dem benachbarten Nationalmuseum bildet es ein architektonisches Ensemble, das auch als Conjunto Cultural da República bekannt ist.
Montag bis Freitag 8–22, Samstag und Sonntag 8–14 Uhr, Eintritt frei
Museu Nacional da República
Gleich neben der Bibliothek fällt eine große weiße Kuppel mit zwei äußeren Rampen ins Auge, es handelt sich um das Museu Nacional da República, das letzte Werk Niemeyers in Brasília. Eröffnet wurde es nach siebenjähriger Bauzeit 2006 in feierlichem Rahmen zum 99. Geburtstag des Meisters.
Die Kuppel besitzt auf ihrer Grundfläche einen Radius von knapp 36 Metern und ist etwa 25 Meter hoch. Der Zugang führt über eine 52 Meter lange Rampe in den großen Kuppelsaal (piso superior), von wo aus eine geschwungene Rampe im Inneren in den höher gelegenen Teil führt (mezanino).
Die auffällige äußere Rampe in Kurvenform war wegen statischer Probleme zuletzt für Besucher gesperrt, aber auch Fahrstühle verbinden die unterschiedlichen Ebenen.
Sowohl im Kuppelsaal als auch in der oberen Galerie sind wechselnde, teilweise hochklassige Kunst- und Fotoausstellungen von internationalem Ruf zu sehen.
Unter dem Kuppelsaal befinden sich noch weitere Ausstellungsräume sowie zwei Auditorien, die für Seminare, Workshops, Vorträge, Film- und Theaterfestivals genutzt werden.
Dienstag bis Sonntag 9–18.30 Uhr, Eintritt frei
Taschen und Getränke müssen vor Betreten in Schließfächern deponiert werden (gratis)
Catedral Metropolitana
An das Museu Nacional schließt sich die 40 Meter hohe Catedral Metropolitana an, die wohl größte Sehenswürdigkeit in Brasília und vermutlich das Meisterwerk von Oscar Niemeyer, für das er 1988 den bedeutenden Pritzker-Architekturpreis erhielt.
Gebaut wurde die Kathedrale zwischen 1956 und 1970. Ihre Symbolik ist umstritten: Dornenkrone Christi, Blüte, betende Hände oder Krone Marias werden als Interpretationen angeboten.
Unumstritten gilt der Bau als gelungenes Beispiel der Betonarchitektur Niemeyers. Vor dem unterirdischen Eingang stehen drei Meter hohe Bronzeskulpturen der vier Evangelisten von Alfredo Ceschiatti. Der Eingang liegt im Schatten, um die Gläubigen vom Dunkeln ins Helle zu führen.
Im Inneren ist die kreisrunde Kathedrale ganz schlicht. Keine Ausschmückungen stören die meditative Atmosphäre. Ein Altar, helle Holzbänke, zwei Beichtstühle und drei bis zu 4,25 Meter große Engelsfiguren von Alfredo Ceschiatti und Dante Croce, die unter der Kuppel hängen – das ist fast alles.
Dagegen erzeugen die kräftigen Farben des Kuppelglases eine besondere Lebendigkeit. Seit 1989 befindet sich auch eine 1,74 Meter hohe und 600 Kilogramm schwere Marmorskulptur im Kircheninnern, eine originalgetreue Replik der Pietà von Michelangelo, die von Papst Johannes Paul II. gesegnet wurde.
Auch ans Geschäft wird gedacht: Neben dem gewaltigen Holzkreuz der ersten Messe 1957 steht ein Souvenirladen in der Kirche, der allerlei Sakralartikel an die Gläubigen verkauft.
Dienstag bis Samstag 8–16.45, Sonntag 9–17.45 Uhr; Beichten Dienstag bis Freitag 11–12 Uhr
Keine Besichtigung und kein Zutritt in Shorts während der Messen: Dienstag bis Freitag 12.15 Uhr, Samstag 17 Uhr, Sonntag 8.30, 10.30 und 18 Uhr
Esplanada dos Ministérios
Hinter der nächsten Straßenkreuzung beginnt der politische Teil von Brasília. Du läufst nun auf der sogenannten Esplanada dos Ministérios, die noch zum Eixo Monumental gehört.
Rechts und links ragen die vielen Ministeriumsbauten in die Höhe. Sie sehen mit zwei Ausnahmen alle gleich aus und erinnern an überdimensionierte Streichholzschachteln aus Beton. Einige sind mit Blumen und Cerrado-Vegetation recht nett begrünt, an anderen Stellen wirkt die Esplanade eher etwas kärglich.
Palácio Itamaraty
Weiter den Eixo Monumental nach Osten hinab liegt am Ende der Esplanada dos Ministérios rechter Hand der Palácio Itamaraty, das Außenministerium. Das 1970 offiziell eingeweihte Itamaraty ist eines der elegantesten Gebäude Brasílias und gilt als zentrales Meisterwerk von Niemeyers Schaffen in Brasília. Für die komplexen statischen Berechnungen des Gebäudes zeichnete Joaquim Cardozo verantwortlich.
Schon von Weitem sticht das Ministerium ins Auge: Zierliche Bogenkolonnen tauchen aus dem Wasser auf und scheinen sich in seinen Spiegelungen zu verlängern, was dem Baukörper eine harmonische Leichtigkeit verleiht.
Die Plastik vor dem Palast, „Der Meteor“, symbolisiert die durch Diplomatie friedlich vereinten fünf Kontinente und ist ein Werk des brasilianischen Bildhauers Bruno Giorgi (1905–93). Das aus weißem Carrara-Marmor bestehende Kunstwerk scheint trotz seines Gewichts von 50 Tonnen über dem Wasser zu schweben.
Führung durch den Palácio Itamaraty
Sehr lohnenswert ist die kostenlose, rund 40-minütige Führung durch das Außenministerium. Gleich zu Beginn betrittst du einen der größten Säle der Welt ohne Stützen (2800 Quadratmeter), in dessen Mitte eine geländerlose Wendeltreppe der Blickfang ist.
Die Räume im ersten Stock sind voll mit wertvollen Gemälden, Plastiken und persischen Teppichen, man kommt sich fast wie in einer Kunstgalerie vor. Da im Itamaraty ständig ausländische Staatsoberhäupter und andere Würdenträger empfangen werden, ist der Palast entsprechend wert- und kunstvoll dekoriert. Alle Möbel, Gemälde und künstlerischen Arbeiten in diesem wichtigsten Repräsentanzbau des Landes sind selbstverständlich von brasilianischen Künstlern gemacht.
Der Rundgang endet in der Regel auf der begrünten Dachterrasse, von der sich ein Ausblick auf den Congresso Nacional und das Justizministerium bietet. Die Gestaltung aller Grünflächen im Außen- und Innenbereich stammt von dem berühmten Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx.
Kostenlose 75-minütige Führungen Dienstag bis Sonntag 8.30–18 Uhr, Anmeldung mindestens 24 Stunden vorher über die Website, einige wenige Termine sind auf Englisch verfügbar. Möglichst früh reservieren, denn nicht jeden Tag sind kurzfristig noch Plätze frei!
Gruppen bis 25 Personen, Fotos während der Führung gestattet, Ausweispflicht.
Congresso Nacional
Am Ende der Eixo Monumental liegt der seit 2007 denkmalgeschützte Congresso Nacional wie ein Gebirge. Dies ist Oscar Niemeyers eigentliches Meisterwerk. Hier lässt sich am ehesten sein architektonisches Konzept nachvollziehen; die konvexen und konkaven Linien beziehungsweise das utopische Element der „fliegenden Untertassen“ beweisen am deutlichsten seine Antihaltung gegenüber rigiden Modellen der Bauhaus-Architektur sowie rationalistischen Gestaltungen der Postmoderne.
In der Kuppel tagt der Senado Federal (Senat), unterhalb der Schale ist die Câmara dos Deputados (Abgeordnetenhaus) beheimatet, und dahinter angrenzend die gewaltigen Zwillingstürme der Abgeordnetenbüros.
Die Câmara dos Deputados war für den Statiker Joaquim Cardozo dabei die größere Herausforderung, das gesamte Gewicht lastet auf dem schmalen Rand des darunter liegenden Hohlraums. Beide Konstruktionen sind zehn Meter hoch, der Durchmesser der Senatskuppel beträgt 38 Meter, der Durchmesser der Schale des Abgeordnetenhauses 62 Meter.
Niemeyer hat sich eine Menge Symbolik hinter den Formen vorgestellt, wie beispielsweise die gemäßigte Abwägung oder ausgleichende Bedächtigkeit, die die Kuppel (Senat) repräsentieren soll, oder Offenheit für Ideen und Meinungen des brasilianischen Volks im Fall der Schale (Abgeordnetenhaus).
Inwieweit sich diese hehren Vorstellungen und Ideale von Niemeyer bisher verwirklicht haben, wird von manchem Brasilianer infrage gestellt.
Der Nationalkongress wurde gemeinsam mit der Einweihung Brasílias am 21. April 1960 eröffnet, nur vier Jahre später übernahmen die Militärs das Kommando und führten das Land in eine 21 Jahre währende Militärdiktatur.
Seither kämpfen die demokratisch gewählten Volksvertreter mehr schlecht als recht gegen den weit verbreiteten Vorwurf der Korruption und Vetternwirtschaft an. Neuere Gesetzgebungen, die es quasi unmöglich machen, straffällige Abgeordnete zu verurteilen oder ihres Amtes zu entheben, helfen nicht bei der Vertrauensbildung in der Bevölkerung.
Führung durch den Congresso Nacional
Das Interessanteste auf den Führungen sind die zahlreichen Kunstwerke, die sich im Innern bewundern lassen, darunter ein Wandgemälde von di Cavalcanti, Azulejos von Athos Bulcão und Sitzmöbel von Le Corbusier.
Jeder Besucher erhält zudem eine Postkarte, die bei Abgabe vor Ort kostenlos in die ganze Welt verschickt wird.
In den labyrinthartigen Katakomben des Kongresses verstecken sich auch einige preiswerte Kantinen (Lanchonetes), die zwar grundsätzlich nur für Mitarbeiter gedacht sind, doch Touristen, die danach fragen, wird vielleicht eine kurze Pause nicht verwehrt (Montag bis Freitag). Dies wäre eine der wenigen Möglichkeiten für einen Lunch- oder Kaffeestopp während des Sightseeings im Zentrum.
Freitag bis Montag 9–17 Uhr alle halbe Stunde kostenlose Führungen (50 Min.), wer Donnerstag die Führung machen möchte, muss sich bis Mittwoch 17 Uhr über die Website anmelden. Für Montag und Freitag kann man eine Führung online reservieren oder spontan vorbeikommen, am Wochenende nur spontaner Zutritt.
Gruppen bis 50 Personen, Fotos während der Führung gestattet, Ausländer müssen am Eingang den Reisepass vorlegen!
Reisetipp: Kleiderordnung für Touristen
Politiker und Beamte in Brasília möchten an ihren Arbeitsplätzen nicht gerne auf allzu leger gekleidete Menschen treffen. Das bedeutet für Touristen, die zum Beispiel den Palácio Itamaraty oder den Congresso Nacional besichtigen wollen, dass sie sich zu den üblichen Dienstzeiten von Montag bis Freitag entsprechend zu kleiden haben: keine kurzen Hosen oder ärmellosen Hemden bei den Herren, keine zu kurzen Röcke oder Kleider (mindestens Knielänge), keine Strandsandalen. Bei der oft sengenden Hitze in Brasília ist das organisatorisch durchaus eine Herausforderung.
Auch ein Lichtbildausweis ist an diesen Tagen Pflicht.
An Wochenenden sowie zu den parlamentarischen Ferienzeiten („Recesso parlamentar“: etwa dritte Dezemberwoche bis Anfang Februar sowie die beiden letzten Juliwochen) sieht man es dagegen sehr viel lockerer. Dann darfst du auch im Sommer-Outfit erscheinen.
Praça dos Três Poderes
Auf der östlichen, von der Zentralachse abgelegenen Seite, liegt die Praça dos Três Poderes, das heißt Platz der drei Gewalten; das Forum, auf dem sich die drei Gewalten sozusagen begegnen: Judikative (Justiz, Supremo Tribunal Federal), Legislative (Parlament, Congresso Nacional) und Exekutive (Regierung, Palácio do Planalto), alle drei in bemerkenswerten Bauwerken untergebracht.
Niemeyer schwebte ein Markusplatz vor. Aber bis auf die Taubenschwärme besteht keine Ähnlichkeit. Nichts bewegt sich auf dem baumlosen, gepflasterten Geviert in der sengenden Hitze: Die mageren „Candangos“ (Pioniere Brasílias; eine Stahlplastik von Bruno Giorgi) warten auf Besucher und der Hundert Meter hohe Fahnenmast mit einer gigantischen Staatsflagge (286 Quadratmeter) sowie das Panteão da Pátria (mit einem „Museum zur Ehrung der Nationalhelden“) vervollständigen die Szenerie. Oscar Niemeyer hat einen haushohen Taubenschlag aus Beton beigesteuert, der an eine enorme Wäscheklammer gemahnt.
Supremo Tribunal Federal
Auf der rechten Seite der Praça dos Três Poderes sitzt die „Justiça“, eine Skulptur von Alfredo Ceschiatti (1961), mit verbundenen Augen vor dem Obersten Bundesgericht Brasiliens, dem Supremo Tribunal Federal (STF).
Dem aus elf Richtern bestehenden Organ kommt in seiner Funktion als Verfassungsgericht eine besondere Aufgabe in Zeiten von Angriffen auf demokratische Institutionen zu. Das Hauptgebäude des Obersten Bundesgerichts, der Palácio do Supremo Tribunal Federal, wurde von Oscar Niemeyer 1958 entworfen und zählt zu seinen wichtigsten Werken in der Hauptstadt. Es steht seit 2007 unter Denkmalschutz.
Besichtigung nur nach vorheriger Anmeldung über die Website des STF
Espaço Lucio Costa
Vom Obersten Gericht nach links auf den Platz gehend lohnt es sich, ein paar Stufen unter die Betonplatten zu steigen, um dort im Espaço Lucio Costa eine kleine Dauerausstellung zur Stadtplanung Brasílias zu besichtigen. Die unterirdische Ausstellungsfläche wurde ebenfalls von Niemeyer konzipiert und 1992 eingeweiht.
Auf einem 170 Quadratmeter großen Modell des Plano Piloto lässt sich gut die Ähnlichkeit des Umrisses mit einem Flugzeug und seinem Rumpf und den Tragflächen erkennen. An den Wänden hängen unter anderem Fotos aus der Bauphase sowie Kopien der Bewerbung von Lucio Costa, mit der er sich 1957 gegen 25 Mitbewerber durchgesetzt und den Zuschlag zur Errichtung von Brasília erhalten hatte.
Museu da Cidade
Fast unmittelbar neben dem Treppenabgang scheint ein monumentaler Querbalken in der Luft zu hängen. Dabei handelt es sich um das ungewöhnlichste und auch das älteste Museum der Stadt. Das Museu da Cidade, das selbstverständlich von Oscar Niemeyers stammt, wurde nämlich schon mit dem Tag der Stadtgründung am 21. April 1960 eingeweiht.
Im länglichen Innenraum ist eine in die Marmorwände geschlagene Chronologie der Anfangsjahre zu sehen. Wer des Portugiesischen mächtig ist, kann unter anderem Zitate von Kubitschek und Niemeyer aus jener Zeit nachlesen.
Espaço Lucio Costa und Museu da Cidade Dienstag bis Sonntag 9–18 Uhr, Eintritt frei
Palácio do Planalto
Auf der dem Obersten Gericht gegenüberliegenden Seite des Platzes steht der Palácio do Planalto, der Regierungspalast – das Pendant zum Kanzleramt in Berlin. Die monumentale nationale Selbstdarstellung findet hier ihren besonderen architektonischen Ausdruck. Es ist ein enormer, aber beinahe transparenter Baukörper, der über dem Boden zu schweben scheint. Die Rampe, die vom Platz der drei Gewalten hinaufführt, ist die politische Bühne für feierliche Anlässe.
Der Niemeyer-Bau wurde zusammen mit der Stadtgründung am 21. April 1960 übergeben. Die vor dem Gebäude und an seinen Seiten befindlichen Wasserflächen dienen, ebenso wie am Justizpalast und dem Außenministerium, neben der Erhöhung der Sicherheit vor allem dazu, in der extrem trockenen Jahreszeit die natürliche Luftfeuchtigkeit rundherum zu erhöhen.
Besichtigung nur Sonntag von 9.30–13.30 Uhr nach vorheriger Anmeldung über die Website
Palácio da Justiça
Die letzte Station des Rundgangs liegt gleich neben dem Palácio do Planalto. Unter den 17 Ministeriumsgebäuden fallen zwei aus dem Rahmen: das Außenministerium Itamaraty und das ebenso auffällige Justizministerium (Palácio da Justiça), an dessen Fassade sich Wasserfälle aus Betonwannen in einen künstlichen See ergießen. Diese beiden Gebäude stehen sich exakt auf einer Achse gegenüber und sind dem Kongress am nächsten.
Mit dem Erreichen des Justizpalastes könnte der Stadtrundgang an dieser Stelle abgeschlossen werden. Von der gleich hier gelegenen Bushaltestelle fahren Stadtbusse in die Hotelzonen. Wer müde Füße hat, sollte sich ein Uber oder Taxi bestellen.
Sehenswürdigkeiten außerhalb des Zentrums
Santuário Dom Bosco
Wem von so viel Staatsdarstellung und Kulissenarchitektur schwindlig wird, der kann in das Santuário Dom Bosco von 1970 entfliehen. Zur Abwechslung wurde dieses Bauwerk nicht von Niemeyer errichtet, sondern es war ein Projekt unter Leitung von Carlos Alberto Naves.
Die würfelförmige Kirchenfassade besteht praktisch von oben bis unten aus nuancenreichen blauen und malvenfarbigen Glasstücken, die zwischen 80 gotisch inspirierten, 16 Meter hohen Kolumnenbögen angeordnet sind. In der Mitte schwebt ein zweieinhalb Tonnen schwerer Leuchter aus Muranoglas. Besonders im Innern entsteht eine höchst beeindruckende Wirkung, wenn das Tageslicht die Kirche in zwölf verschiedene Blautöne taucht.
An den Türen befinden sich aufwendige Eisen- und Bronzearbeiten von Gianfranco Cerri, das Fensterdesign mit Motiven aus dem legendären Traum des Dom Bosco stammt von Cláudio Naves, die Ausführung übernahm Hubert van Doorne.
Das Santuário Dom Bosco ist von allen Sehenswürdigkeiten Brasílias vielleicht die überraschendste und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Kirche ist gut zu Fuß erreichbar, vom Shopping Pátio Brasil aus ist man in zehn Minuten da.
Montag bis Freitag 6–22, Samstag 6–21, Sonntag 7–20 Uhr
Touren, Ausflüge und Aktivitäten
Stadtrundfahrt
Wegen der enormen Entfernungen und der unbarmherzigen Sonne – Brasília liegt auf beinahe 1000 Meter Höhe wenige Grade südlich des Äquators – könntest du dich statt eines Stadtrundgangs auf Schusters Rappen auch einer Stadtrundfahrt anvertrauen, um einen ersten Überblick zu gewinnen. Danach könntest du dir einzelne Bauwerke gezielt aussuchen.
Sehr praktisch, auch um zu den weiter entfernten Zielen zu kommen, sind die dreistündigen Rundfahrten im Kleinbus („Tradicional“) von Brasília City Tour. Abholung am Hotel ist um 9 oder 14 Uhr, kurze Stopps werden unter anderem bei der Kathedrale und an der Praça dos Três Poderes eingelegt. Außerdem macht der Bus einen Stopp am Präsidentenwohnsitz Palácio da Alvorada, der allerdings nur aus der Ferne zu sehen ist.
Abfahrt tgl. 9 und 14 Uhr, Fahrtpreis R$90, Kinder bis 11 Jahre R$45, Kinder bis 5 Jahre gratis.
Essen & Trinken in Brasília
Foodcourts
Da in Brasília alles, was zwei Beine hat, auf Reifen rollt, sind Shoppingcenter mit ihren Parkplätzen besonders verbreitet, und zahlreiche gute Restaurants verbergen sich in diesen Konsumtempeln, die aus dem sozialen Leben – auch wegen AC und Sicherheit – nicht mehr wegzudenken sind. In den Praças de Alimentação der Shoppings stößt du auf ein geballtes Angebot, das von Fastfood über Buffet-Restaurants bis hin zu Gourmetoasen reicht. Reisende, die in der Hotelzone Nord eine Unterkunft haben, werden das gute Gastronomieangebot des nahen Brasília Shopping zu schätzen wissen, in der Hotelzone Süd gilt dasselbe für das Shopping Pátio Brasil. Darüber hinaus hat Brasília etliche großartige Restaurants und Bars, die über die ganze Stadt verstreut sind.
Feitiço das Artes (Feitiço Mineiro)
Das Feitiço das Artes, 306 Norte, Bloco B, hieß früher einmal Feitiço Mineiro und ist ein uriges Traditionsrestaurant, Bar und Livemusikschuppen in einem. Wer zum Essen kommt, serviert sich selbst am hervorragenden Buffet mit herzhafter Küche aus Minas Gerais (abends nach Gewicht, mittags Festpreis und „all you can eat“). Auf der Bühne nebenan wird unterdessen musikalisch eingeheizt. Wer es etwas ruhiger mag, kann sich auch draußen in die gemütliche Open-Air-Bar setzen und dort ein frisch gezapftes Chope bestellen – es wird unaufgefordert immer wieder neu gebracht. Wer genug hat, gibt dem Kellner einfach ein entsprechendes Zeichen. Mit über 450 Konzerten im Jahr ist Livemusik im Feitiço Mineiro fast täglich garantiert: In der Regel geht’s ab 21.30 Uhr los, gespielt werden vor allem Beatles-Cover, MPB oder Jazz, am Samstag ab 13 Uhr steht brasilientypisch Chorinho auf dem Programm (Couvert variabel).
Montag bis Samstag 12–2, Sonntag 12–17 Uhr
Fogo de Chão
Das Fogo de Chão, SHS Q5, Bloco E, ist die Edel-Churrascaria von Brasília. Sehr günstig in der Hotelzone gelegen kannst du sie leicht zu Fuß erreichen. Das Restaurant hat ein nettes Ambiente und das Fleisch besitzt tadellose Qualität, die man für den nicht gerade geringen Preis auch erwarten darf. Dazu gibt es ein sehr reichhaltiges Buffet, an dem auch Nicht- oder Wenig-Fleischesser glücklich werden.
Montag bis Samstag 12–23.30, Sonntag 12–21.30 Uhr
Nachtleben in Brasília
Viele Trendkneipen liegen in der Asa Norte, die größte Ballung von Bars gibt es im sogenannten „Complexo de bares“ an der 408/409. In der Asa Sul ist am meisten los in den Revieren 109/110, 210, 405/406.
Pier 21
Immer noch in Mode ist das Pier 21, ein Shopping-Freizeit-Komplex am Stausee, nicht weit von der Brücke Costa e Silva, mit Restaurants, Imbissen und einem Steakhaus im US-Stil.
tgl. 12–22 Uhr
Pontão do Lago Sul
Noch reizvoller ist es auf der anderen Seite, wo der Gastronomiekomplex Pontão do Lago Sul sehr nett am See liegt. Hier kannst du an einer schönen Uferpromenade mit Blick aufs Wasser entlangschlendern und danach bei hübscher Aussicht gut essen, zum Beispiel im Seafood-Restaurant Manzuá, das auch gute bahianische Küche im Angebot hat. Dazu gibt’s jede Menge Bars, die auch warme Gerichte servieren, wie beispielsweise das Gran Bier, das bis vor Kurzem unter seinem früheren Namen Bierfass einen regelrechten Kultstatus erlangt hatte.
Sonntag bis Donnerstag 7–24, Freitag und Samstag 7–1 Uhr
Mit Taxi oder Uber lässt es sich übrigens schnell und gar nicht teuer zwischen dem Pier 21 und dem Pontão do Lago Sul hin- und herpendeln.
Bar 16
Auf dem Dach des B Hotels befindet sich im Hotelsektor Nord eine der schönsten Rooftop-Bars von Brasilia. Besonders empfehlenswert ist es, hierher zum Sonnenuntergang zu kommen und mitzuerleben, wie die Lichter der Großstadt allmählich angehen und die umliegenden Niemeyer-Bauten nächtlich beleuchtet einen ganz neuen Charakter bekommen. Die Bar 16 vereint Ambiente mit Aussicht auf sehr schöne Weise und wird daher auch von Einheimischen gerne besucht.
Besuch für Nichthotelgäste möglich nach vorheriger Reservierung tgl. 17–24 Uhr
Bar Beirute
Die Bar Beirute ist fast schon ein Biergarten aus der Pionierzeit von Brasília (1966). Der Klassiker seit Generationen serviert gebremste Araber-Küche (Kibe cru probieren) und ein Bier („Beira“), das richtig fließt. Das rustikale Ambiente zieht vor allem die Künstler-, Bohème- und Gay-Szene an. Die Bauchladenverkäuferin Bombom, eine Drag Queen, ist ein echtes Stadtoriginal. Eine neuere Filiale gibt es noch in der Asa Norte, 107 Norte, Bloco D.
tgl. 11–24 Uhr
Shopping/Einkaufstipps
Brasília Shopping
Das wichtigste Einkaufszentrum der Stadt ist das Brasília Shopping, das durch seine auffällige Architektur das Stadtbild maßgeblich mitprägt. Das 1997 errichtete Bauwerk in Form eines mittig geteilten Halbkreises liegt in unmittelbarer Nähe der Hotelzonen und ist auch wegen der dortigen Einkaufsmöglichkeiten von Lebensmitteln und Getränken sowie der Gastronomie und dort vorhandenen Geldautomaten für Touristen (besonders der nördlichen Zone) ein strategisch wichtiger Anlaufpunkt. Darüber hinaus ist es gut klimatisiert und in der Hitze des Tages einfach ein angenehmer Aufenthaltsort.
Shopping Pátio Brasil
Ein weiteres Shoppingcenter, das einen Besuch lohnt, ist das ebenfalls recht moderne und von 1997 stammende Shopping Pátio Brasil. Dieses Einkaufszentrum liegt besonders den Hotels der südlichen Hotelzone nahe. Aber auch auf einem Spaziergang zur sehenswerten Kirche Santuário Dom Bosco kommt man hier vorbei, sodass eventuelle Besorgungen für den Rückweg gleich mit eingeplant werden können. Ebenso wie im Brasília Shopping ist von Restaurants bis zu Banken alles vorhanden.
Feira da Torre de TV
Deutlich folkloristischer als in den beiden großen Konsumtempeln geht es auf dem Trödel-, Kunst- und Kleidermarkt Feira da Torre de TV zu, der seinen festen Standort gleich hinter dem Fernsehturm hat. Hier findet sich immer mal etwas Originelles, zum Beispiel Trockenblumen aus dem Cerrado oder Kristalle aus dem Planalto.
Donnerstag bis Samstag 9–18, Sonntag 9–17 Uhr
Tipps für deinen Aufenthalt in Brasília
Die Navigation in Brasília ist mit dem komplizierten Adresssystem der Stadt nicht ganz einfach, auch gibt es in der Autostadt kaum ausgewiesene Fußgängerbereiche, in denen man einfach mal herumschlendern kann. Von daher ist es ratsam, schon vorab ein wenig zu planen. Die folgenden Tipps werden dir helfen, aus deinem Aufenthalt in Brasília das Beste herauszuholen.
Hotels und Unterkünfte
Brasília ist die Stadt der Politiker, Diplomaten und Lobbyisten. So ist es kein Wunder, dass hier vor allem teure Business-Hotels dominieren. Sie befinden sich in den offiziellen Hotelsektoren Nord (SHN) und Süd (SHS).
Die meisten Hotels in Brasília verwenden ein fluktuierendes Tarifsystem: Die Preise steigen (und fallen) je nach Nachfrage. An den Wochenenden kannst du grundsätzlich mit den günstigsten Tarifen rechnen. Denn von Dienstag bis Donnerstag tagt der Congresso Nacional, die Stadt und somit alle Hotels sind dann voll! An den anderen Wochentagen kommst du deutlich einfacher und vor allem günstiger an ein gutes Zimmer.
Falls die Reiseplanung es zulässt, lohnt es sich also, Brasília zwischen Freitag und Montag zu besuchen und dann Komforthotels zu deutlich niedrigeren Preisen zu genießen.
B Hotel
Die neueste Architekturperle in der Hotelkette Brasílias stammt von Isay Weinfeld, der auch schon als „neuer Niemeyer“ bezeichnet wurde. Das B Hotel weist etliche modernistische Einflüsse mit Referenzen zum Brasília der 1960er-Jahre auf, wie zum Beispiel die an Athos Bulcão erinnernden und in der Höhe zueinander versetzten Fassadenfenster oder die minimalistische Dekoration, in der unter anderem Designermöbel von Jader Almeida (Stühle, Bänke, Sessel) zu finden sind (hier bei Booking.com anschauen).
Die offene Lobby mit den typischen Brasília-Säulen und dem Restaurant ist das Herzstück des Hauses. Die 306 höchst komfortablen Zimmer in sieben Kategorien unterscheiden sich im Wesentlichen in ihrer Größe und dem Ausblick, schon die Sparte „B Room“ bietet aus meiner Sicht einen exzellenten Wohlfühlstandard.
Das hervorragende Frühstücksbuffet beinhaltet viele auf einem eigenen Bio-Bauernhof hergestellte Produkte, die auch im hauseigenen Restaurant verwendet werden. Auf dem Dach befinden sich außerdem noch ein Pool sowie mit der Bar 16 eine der besten Rooftop-Bars der Stadt. Die Tarife sind fluktuierend, im Januar und Juli gibt es oft Ermäßigungen.
Hotel Meliã Brasil 21
Das Meliã Brasil 21 im Hotelsektor Süd zählt inzwischen zu einem der beliebtesten Hotels von Brasília. Besonders der gläserne Fahrstuhl, der von der Lobby bis in den 20. Stock saust, sorgt für Aufsehen – und kann schon fast als eigenständige Touristenattraktion bezeichnet werden, allerdings nur für Schwindelfreie (hier bei Booking.com anschauen).
Was die Zimmerwahl angeht, ist die Kategorie Luxo aus meiner Sicht eindeutig am schönsten und dabei gar nicht mal so viel teurer als der etwas günstigere Typ Premier. Gäste freuen sich außerdem über eine hübsche Lounge mit Piano-Bar im Erdgeschoss sowie ein gutes Restaurant mit Außenterrasse im zweiten Stock. Einen netten Pool, auf dem sich kurze Bahnen schwimmen lassen, sowie eine Sauna findest du ganz oben auf dem Dach des Hotels.
Brasil 21 Suítes
Gleich nebenan liegen die zur selben Kette gehörigen Brasil 21 Suítes. Sie bieten moderne und geschmackvolle Zimmer, die besonders am Wochenende oft zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu bekommen sind. Dabei sind vor allem die Superior-Zimmer mit der Größe einer Suite (43 Quadratmeter) ein guter Deal, die Zimmer des Typs „Brasília“ (60 Quadratmeter) sind nur wenig teurer. Nett ist der begehbare Kleiderschrank, auch die beiden Fernseher und weitere Annehmlichkeiten versüßen den Aufenthalt (hier bei Booking.com anschauen). Die Preise sind insgesamt ziemlich variabel. Ein paar Schritte weiter liegt noch das ebenfalls sehr anständige Hotel Brasil 21 Convention.
Kubitschek Plaza
Das Kubitschek Plaza im Hotelsektor Nord ist ein schon etwas älteres Fünfsternehotel, das den Geschichtskurs gleich mitliefert: In der Lobby und auf den Etagen hängen viele gerahmte Bilder von JK aus den Tagen der Stadtgründung. Der geneigte Gast kann so vor Ort eine durchaus interessante Zeitreise antreten. Die Zimmer besitzen recht unterschiedlichen Standard, zu bevorzugen sind auf jeden Fall solche, die in letzter Zeit mal renoviert wurden (hier bei Booking.com anschauen).
Öffentliche Verkehrsmittel
Metro
Zwei noch im Ausbau befindliche Metrolinien verbinden das Zentrum (Station „Central“ am lokalen Busbahnhof) mit der Asa Sul und den südwestlichen Vorstädten, darunter auch den Fernbusbahnhof (Station „Shopping“). Die Züge fahren in recht schneller Taktfolge (etwa alle fünf bis 15 Minuten), eine Fahrt kostet R$5. Die Metro von Brasília verkehrt von Montag bis Samstag zwischen 5.30 Uhr und 23.30 Uhr, am Sonntag nur von 7 Uhr bis 19 Uhr.
Taxi und Uber
Für eine Fahrt von der Hotelzone bis zum Flughafen musst du im Taxi ungefähr mit R$70–80 rechnen, mit Uber sollte es R$35–40 kosten. Bis zur neuen Rodoviária sind es mit Taxi R$60–70, mit Uber R$30–35.
Autovermietung
Wer sich den verwirrenden Kreiselverkehr in Brasília zutraut, kann sich am Flughafen einen Wagen mieten (seit Uber eigentlich nicht mehr nötig), zum Beispiel bei Localiza.
Öffnungszeiten: tgl. 24 Std.
Stadtbusse
Zusammen mit den Hieroglyphen der Ortsangaben ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für viele Touristen eine Herausforderung. Der zentrale Busbahnhof für Stadtbusse (Terminal Rodoviário Metropolitano) wirkt unübersichtlich, schlecht organisiert und auch nicht besonders sauber. Es ist besser, sich innerhalb des Zentrums mit Uber/Taxi oder zu Fuß fortzubewegen.
Wer es trotzdem einmal mit den örtlichen Stadtbussen probieren möchte, kann zum Beispiel nach dem Sightseeing mit der Buslinie 16 von der Haltestelle zwischen Palácio da Justiça und Palácio do Planalto zum Hotelsektor zurückfahren: Die Haltestelle ist sehr praktisch gelegen, nämlich genau am Ende des vorgeschlagenen Stadtrundgangs.
Geldautomaten/Geld abheben
Wer Geld tauschen möchte, kann das unter anderem bei Europa Câmbio am Flughafen erledigen. Weitere Optionen sind die Schalter von Confidence Câmbio im Brasília Shopping (Obergeschoss) und im Shopping Pátio Brasil (Erdgeschoss).
Öffnungszeiten: Europa Câmbio am Flughafen tgl. 7–22 Uhr, Confidence Câmbio Montag bis Freitag 10–21, Samstag 10–18 Uhr
Zum Geldabheben empfehlen sich die für Touristen äußerst günstig gelegenen Geldautomaten von Banco do Brasil im Untergeschoss des Brasília Shopping. Weitere Automaten findest du selbstverständlich am Flughafen und auch an der neuen Rodoviária (für Fernbusse).
Öffnungszeiten: Geldautomaten Brasília Shopping Mo–Sa 9–22, So 11–22 Uhr
Klima, Wetter, beste Reisezeit
Bevor du zur Stadtbesichtigung in Brasília aufbrichst, solltest du dir im Klaren sein, dass in der Tausend Meter hoch gelegenen Stadt klimatisch recht ungemütliche Bedingungen herrschen können. Im brasilianischen Winter ist es nicht ungewöhnlich, dass das Thermometer auf kühle 10 bis 15 Grad abfällt, dazu ist es in dieser Zeit oft sehr trocken bei einer extrem niedrigen Luftfeuchtigkeit von manchmal unter 20 Prozent. Man merkt es schnell an den spröde werdenden Lippen, du solltest dafür unbedingt ein paar entsprechende Hautcremes und Labello mitbringen. Im Sommer springen die Temperaturen dagegen wie überall in Brasilien nach oben und es ist sehr heiß. Egal zu welcher Jahreszeit du Brasília besuchst, auf jeden Fall solltest du immer daran denken, viel zu trinken.
Touristeninformation
Von den zur WM 2014 eingerichteten Tourist Infos, den Centros de Atendimento ao Turista (CAT), sind leider nur noch wenige in Betrieb, darunter die an der Praça dos Poderes und am Flughafen.
Öffnungszeiten: unregelmäßig
WLAN und SIM-Karten in Brasília
Es gibt in Brasilien kaum noch Internetcafés, dafür bieten mittlerweile eigentlich alle Unterkünfte bis zum noch so kleinen Hostel kostenloses WLAN an. Darüber hinaus steht in vielen Restaurants, Bars, Flughäfen oder Sehenswürdigkeiten ein kostenfreier Internetzugang zur Verfügung. Die Netzverbindung ist in den touristischen Zentren Brasiliens überwiegend gut und auch in Brasília schnell und zuverlässig.
Der Kauf einer brasilianischen SIM-Karte ist dagegen mit Tücken verbunden, denn dafür ist eine brasilianische Steuernummer (CPF) nötig, die ausländische Reisende in aller Regel nicht besitzen. Manchen Touristen gelingt es, das Problem zu umdribbeln, indem sie sich eine SIM-Card von brasilianischen Freunden besorgen lassen. Alternativ kannst du dir schon vor Beginn deiner Reise eine eSIM für Brasilien kaufen, wie zum Beispiel über Holafly, und diese auch in einigen Nachbarländern nutzen. Besonders praktisch ist das, wenn du danach noch in Lateinamerika weiterreist. Die Netzabdeckung in Brasilien ist überwiegend gut und wird immer besser, in Brasília solltest du in 5G-Geschwindigkeit surfen können.
Brasília: Anreise und Weiterreise
Mit dem Flugzeug
Brasília liegt zentral wie eine Spinne im nationalen Flugnetz. Wer von Rio oder São Paulo nach Amazonien fliegt, wird oft in der Hauptstadt zwischenlanden. Die Hauptstädte aller Bundesstaaten werden von Brasília mehrmals täglich angeflogen. Der moderne und gut funktionierende Aeroporto Internacional Presidente Juscelino Kubitschek liegt elf Kilometer vom Zentrum.
Flughafentransfer
Wer am Flughafen von Brasília landet und zu einem Hotel in den Hotelzonen Nord oder Süd möchte, kann außer einem Taxi oder Uber auch den gut organisierten Shuttlebus Ônibus Executivo Aeroporto (Linie 113) nehmen. Die Haltestelle liegt im Erdgeschoss nahe dem Ausgang „Desembarque Internacional“. Abfahrt ist am Flughafen ungefähr halbstündlich von Montag bis Samstag zwischen 7.05 Uhr und 20.50 Uhr, eine Fahrt kostet R$12 und ist im Bus in bar zu bezahlen. Der Bus fährt über die Esplanada dos Ministérios bis zu den beiden Hotelzonen (dort gibt es an den wichtigsten Hotels feste Haltepunkte), und kehrt dann zum Flughafen zurück.
Mit dem Bus
Die neue Rodoviária Interestadual ist ein ziemlich moderner, 2010 eingeweihter Busbahnhof, der allerdings recht weit von den Hotelzonen entfernt ist (SMAS, Trecho 4, Conjunto 5/6). Eine Anfahrt mit der Metro ist möglich, Ausstieg ist an der Station „Shopping“.
- Alto Paraíso: Real Expresso, tgl. 10, 19 und 21 Uhr, Fahrtdauer dreieinhalb bis vier Stunden, Preis R$56–122.
- Pirenópolis: unter anderem fährt Goianésia, tgl. 7.30, 9.30, 14 und 17.30 Uhr, Fahrtdauer drei Stunden, Preis R$34.