Rio de Janeiro: Das neue Hafenviertel
Die revitalisierte Hafengegend von Rio de Janeiro lässt sich auf einem Spaziergang leicht erkunden. Hier findest du Tipps und Infos zum Museu do Amanhã und weiteren Sehenswürdigkeiten in Rios neuem Hafenviertel.
Inhaltsverzeichnis
Wer schon Rios sehenswertes Zentrum besichtigt hat, kann den Spaziergang gleich danach in der angrenzenden Hafengegend fortsetzen. Das Gebiet am Ende der Avenida Rio Branco, früher eine eher heruntergekommene No-Go-Area, präsentiert sich heute als bedeutendes Tourismusziel in der Stadt. Für die Olympischen Spiele 2016 wurden im Rahmen mehrerer Infrastrukturprojekte unter anderem neue Nahverkehrssysteme geschaffen und das ehemals verfallene Hafengebiet völlig neu gestaltet.
Man entledigte sich einer alten hässlichen Hochstraße, stattdessen schlängelt sich nun elegant eine moderne Straßenbahn (VLT) durch das Zentrum und vorbei an der voll sanierten und weitläufigen Praça Mauá am Fuß des Hügels Morro da Conceição: Hier schlägt jetzt das Herz des Porto Maravilha, Rios „Wunderbarem Hafen“.
Unterkunftstipp für deinen Aufenthalt in Rio de Janeiro:
Das beliebte Arena Ipanema Hotel besticht durch seine vorzügliche Lage an einem kleinen Park im Stadtteil Arpoador. Die Strände von Ipanema und Copacabana sind jeweils nur einen Steinwurf entfernt. Darüber hinaus bietet das Hotel modern designte Zimmer und eine Dachterrasse mit Pool, Lounge und fantastischem Meerblick. Ein weiterer Pluspunkt ist das Engagement der Hotelleitung für nachhaltigen und umweltfreundlichen Tourismus. Hier findest du das Hotel bei Booking.com. Weitere Hoteltipps in verschiedenen Preisklassen findest du weiter unten im Artikel.
Wissenswertes vorab
Anfahrt zur Praça XV
Falls du das Hafenviertel von den Hotelzonen in Copacabana und Ipanema oder auch von Santa Teresa aus ansteuern möchtest, bieten sich mehrere Möglichkeiten: Am einfachsten und schnellsten bist du mit Uber oder Taxi an der Praça XV. Du lässt dich am besten an der Rua Primeiro de Março direkt vor dem Platz absetzen. Alternativ kannst du auch mit der Metro bis zur Haltestelle Carioca fahren, musst dann aber noch ein Stück zu Fuß bis zur Praça XV laufen oder mit einmaligem Umsteigen den Restweg per Straßenbahn zurücklegen.
Für den Rückweg bietet sich die Straßenbahn VLT an. Kurz vorm Ende des Boulevard Olímpico steigst du an der Haltestelle Parada dos Navios in die nächste ankommende Bahn Richtung Santos Dumont ein und nimmst dann entweder von der Endstation Flughafen aus ein Uber/Taxi oder steigst schon vorher an einer der Haltestellen Carioca oder Cinelândia in die Metro um.
In unserem Artikel Nahverkehrsmittel in Rio de Janeiro findest du zusammengefasst alle Informationen zu den Transportwegen in der Stadt.
Sehenswürdigkeiten im Hafenviertel von Rio de Janeiro
Es bietet sich an, von der Praça XV im Zentrum aus über den Boulevard Olímpico Richtung Hafen zu laufen. Diese sehenswerte Promenade für Fußgänger und Radfahrer führt über weite Teile am Ufer der Guanabara-Bucht entlang und bietet unterwegs einige schöne Aussichten. So kannst du auch nach kurzer Zeit schon Rios neuestes Wahrzeichen aus der Ferne sehen: das Museu do Amanhã. Von der Praça Mauá aus gelangst du dann zu weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Museu de Arte do Rio (MAR), den Wandmalereien des Künstlers Kobra oder dem Meeresaquarium AquaRio.
Boulevard Olímpico zwischen Praça XV und Praça Mauá
Die früher zwischen Praça XV und Fähranleger verlaufende Straße wurde in einen Tunnel unter die Erde verlegt, sodass hier eine große verkehrsberuhigte Freifläche einschließlich einer Straßenbahnhaltestelle entstanden ist. An der nördlichen Seite dieses Platzes schließt sich ein schöner kombinierter Fuß- und Radweg an, der zunächst an der Hafendirektion (Capitania dos Portos) vorbeiführt. Ein Stück weiter kommst du am Gelände der brasilianischen Bundesmarine vorbei und gehst dann immer am Wasser entlang unter einer Brücke hindurch, die zur Ilha das Cobras führt. Auch diese Insel wird von der Marine genutzt. Hinter der Kurve siehst du dann schon das berühmte Museu do Amanhã in der Ferne, wie es beeindruckend auf einer Landspitze ins Wasser ragt. Die Guanabara-Bucht mit der großen Brücke nach Niterói entfaltet hier ihre ganze Schönheit.
Museu do Amanhã
Rund um die Praça Mauá gibt es gleich mehrere lohnende Ziele, allen voran das 2016 eröffnete Museu do Amanhã. Das Gebäude aus der Feder des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava ist zweifellos die größte architektonische Attraktion Rios – und bereits jetzt ein neues Wahrzeichen der Stadt. Es sticht sofort ins Auge und regt die Phantasie an: Wie ein enormes intergalaktisches Raumschiff, sagen die einen, oder wie ein riesiges Walfischskelett, sagen die anderen, sieht dieser spektakuläre Bau aus. Dem Schöpfer schwebte aber wohl eher eine Bromelie vor, die sich in Richtung Wasser streckt.
Wunder dich jedenfalls nicht, wenn das Gebäude bei deinem zweiten Besuch anders aussieht, als noch beim ersten Mal. Auf dem Dach befinden sich Solar-Panels, die sich je nach Tageszeit immer wieder neu ausrichten, um das Gebäude optimal mit Energie zu versorgen. So hat nicht nur die Hafengegend ein neues Gesicht bekommen, auch das neue Meisterbauwerk verändert immer wieder sein äußeres Erscheinungsbild …
Das Atlantikwasser wird zur Kühlung des Museums genutzt und danach gefiltert wieder ins Meer geleitet. Der Stern (Puffed Star II), der vor dem Museum im Wasser liegt, ist eine Spende des nordamerikanischen Künstlers Frank Stella. Er hat 20 Zacken und einen Durchmesser von sechs Metern. Drum herum ist ein Museumsgarten mit 24 nativen Bäumen aus dem Umland von Rio (Atlantischer Regenwald, Restinga) angelegt worden, der in den nächsten Jahren noch voller und üppiger werden wird.
Ausstellungen und Innenbereich des Museu do Amanhã
Viele Cariocas und Touristen wollen die modernen Ausstellungen sehen, in denen es um die Zukunft, das Klima, das lange Leben der Menschen, neue Formen der Arbeit, gesellschaftliches Miteinander und allgemein um Nachhaltigkeit geht. Fragen zum Gestern, Heute und Morgen werden behandelt, wo stehen wir, wohin gehen wir und auf welche Weise?
Im Erdgeschoss sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, außerdem gibt es dort ein Café, ein Restaurant, einen Souvenirladen und eine Gepäckaufbewahrung. Oben durchlaufen Besucher dann die fünf Bereiche Kosmos, Erde, Anthropozän, Morgen und Wir. Interaktive Schautafeln, Videosequenzen und Projektionen vermitteln Wissen und regen zum Nachdenken an, ein kurzes Video auf einer 360-Grad-Leinwand im Modul Kosmos gibt einen schönen Einstieg in die Ausstellung. Tipp: Hier kannst du dich auf den Boden legen, um die Wirkung noch zu verstärken.
Auch wer nicht die Ausstellung sehen kann oder möchte, sollte das Museu do Amanhã mal aufsuchen. Es lohnt sich schon, einfach nur um den beeindruckenden Prachtbau mit dem davorliegenden Wasserbecken, in dem sich das Gebäude effektvoll spiegelt, herumzuspazieren. Auf dem Rundgang eröffnet das futuristische Werk die verschiedensten fotografischen Perspektiven.
Öffnungszeiten Museu do Amanhã: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr, Kassenschluss 16 Uhr. Ein Ticketkauf wird auch vorab über die Website angeboten.
Eintritt R$30, am Dienstag besteht gratis Zugang für alle. An allen anderen Tagen haben Personen über 60 und unter 6 Jahren ebenfalls gratis Zutritt. Wer zwischen 6 und 21 Jahre alt ist, zahlt nur die Hälfte, ebenso Studierende über 21 Jahre. Das gilt auch für ausländische Studierende bei Vorlage eines gültigen Studierendenausweises.
Museu de Arte do Rio (MAR)
Schräg gegenüber vom Museu do Amanhã erhebt sich auf der anderen Seite der schön sanierten Praça Mauá Rios 2013 eröffnetes Kunstmuseum, das Museu de Arte do Rio (MAR). Es besteht aus einem Palast aus der Zeit um 1900 sowie einem modernen Neubau, die durch eine Dachkonstruktion in Form einer Welle verbunden wurden. Von der Dachterrasse im 6. Stock genießt man zunächst einen fantastischen Ausblick und begibt sich dann zu den darunter liegenden Ausstellungsflächen, wo vor allem Gemälde zu besichtigen sind. Auf vier Etagen sieht man Landschaftsmotive des alten Rio, dann eine internationale Kollektion, darunter abstrakte Malerei, und ganz unten einen Mix verschiedener Arten von Gegenwartskunst.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr. Ein Ticketkauf wird auch vorab über die Website angeboten.
Eintritt R$20, Personen über 60 und unter 6 Jahren haben gratis Zugang. Wer zwischen 6 und 21 Jahre alt ist, zahlt nur die Hälfte, ebenso Studierende über 21 Jahre.
Igreja e Mosteiro de São Bento
Wer noch nicht genug Kirchen bewundert hat, geht von hier aus ein kleines Stück auf der Avenida Rio Branco zurück und dann nach links in die Rua Dom Gerardo. Nach 50 Metern geht es wieder links steil hinauf zur Igreja e Mosteiro de São Bento, 1590 von Mönchen aus Bahia gegründet. Um sich die Steigung zu ersparen, kann man von der Straße aus auch in einem Aufzug hochfahren. Das auf einem Hügel gelegene Benediktinerkloster dürfen nur männliche Besucher nach Voranmeldung besuchen, die angrenzende Kirche aus dem 17. Jahrhundert steht jedoch allen offen. Sie gehört zu den bedeutendsten Werken des brasilianischen Barock.
Die weiß getünchte Fassade mit den zwei Türmen wirkt recht schlicht, im Inneren herrscht jedoch eine kaum zu übertreffende Pracht. Sowohl das Kirchenschiff als auch die acht Seitenkapellen sind vollständig mit vergoldetem Schnitzwerk verziert, welches erst seit Kurzem nach einer mehrjährigen Restaurierung wieder voll zur Geltung kommt. Nur sind die 14 Gemälde des Kölner Benediktiners Ricardo do Pilar (1643–1718) wegen der etwas spärlichen Beleuchtung weniger gut sichtbar. Highlight ist die stets Sonntag um 10 Uhr stattfindende Messe mit gregorianischen Gesängen. Das Gebäude steht auf der Kandidatenliste des Unesco-Welterbes.
Besichtigung der Kirche: tgl. 7–18 Uhr
Boulevard Olímpico westlich von der Praça Mauá
Nach dem Abstecher zum Kloster kannst du wieder zurück zur Praça Mauá gehen und nach links weiter dem Boulevard Olímpico entlang der Straßenbahnlinie folgen. Die autofreie Promenade rund um den Anleger der Kreuzfahrtschiffe wird mit den allmählich größer werdenden Bäumen immer grüner und schattiger und ist besonders bei den alten Hafenschuppen 3 und 4 sehr belebt und angenehm zu spazieren.
Cais do Valongo
Wenn du magst, kannst du auf der Höhe von Lagerhalle 3 ein kurzes Stück die Avenida Barão de Tefé hinuntergehen und gelangst dann nach kurzer Zeit zur archäologischen Stätte des Cais do Valongo. Hier wurden im Zuge der Revitalisierung des Hafenviertels Überreste des Ankunftskais afrikanischer Sklaven in Rio wiederentdeckt und freigelegt. Das Bodendenkmal ist das einzige seiner Art auf dem ganzen Kontinent und deshalb auch seit 2017 Unesco-Welterbe.
Wandmalereien Etnias
Zurück auf dem Boulevard Olímpico siehst du dann schon die nächste Attraktion: Die riesigen Wandmalereien Etnias des bekannten Streetart-Künstlers Kobra zeigen auf 3000 Quadratmetern Fläche beeindruckende Porträts von Menschen fünf verschiedener ethnischer Stämme, als Vertreter der fünf Kontinente. Es ist die größte Graffiti-Wand der Welt, die als solche seit 2017 auch im Guinness-Buch der Rekorde steht. Die Ansicht auf die Streetart-Kunstwerke ist bei jedem Besuch anders, denn zum einen bleichen die kräftigen Farben durch die Sonneneinstrahlung mit der Zeit aus, zum anderen wachsen die dringend benötigten Bäume rund herum in die Höhe und verdecken dadurch allerdings auch einige Teile des Gesamtbildes. In der Galerie zeigen wir zunächst Bilder, die wir Ende 2022 aufgenommen haben, und danach zum Vergleich einige Fotos, die wir 2016 kurz nach der Erstellung des Kunstwerks gemacht haben.
AquaRio
Ein Stück weiter auf dem Boulevard Olímpico stößt du auf das AquaRio, das größte Aquarium Südamerikas, wo sich 2000 Fische und Meerestiere aus 350 verschiedenen Arten in 4,5 Millionen Liter Wasser tummeln. Besucher können teils in einem transparenten Tunnel durch die Becken wandeln. Ende 2016 wurde das AquaRio auf einer Gesamtfläche von 26.000 Quadratmetern eröffnet.
Der Beginn des Rundgangs befindet sich im dritten Stock. Los geht es zunächst recht unspektakulär mit Plankton, dann wird es mit Muränen, Piranhas und anderen exotischen Meereslebewesen schnell spannender. In der virtuellen Grotte geht es multimedial zu.
Im größten Becken Südamerikas und der Hauptattraktion des Aquariums, dem Tanque Oceânico, verhindert bis zu 35 Zentimeter starkes Acrylglas das Auslaufen von 3,5 Millionen Litern Wasser. In dem sieben Meter tiefen und 25 Meter breiten Tank schwimmen über 100 Spezies umher, darunter vier Hai- und acht Rochenarten. Du kannst durch einen 24 Meter langen Tunnel laufen und dabei beobachten, wie die Haie direkt über deinen Kopf treiben.
Auch das zweitgrößte Becken „Tubarão-Lixa“ (Atlantischer Ammenhai) ist interessant, es hat immerhin noch 500.000 Liter Fassungsvermögen. Der Rundgang endet mit einer Korallengalerie und einem Überblick über die Welt der Muscheln und der historischen Surfbretter, daneben gibt es einen Souvenirshop. Das Meerwasser wird übrigens vor den Cagarras-Inseln durch ein Pumpsystem gefiltert eingeleitet. Ab etwa 11 Uhr kann die Fütterung der Tiere besichtigt werden.
Ein guter Service: Alle Informationen sind auch auf Englisch erhältlich. Das AquaRio ist ein interessantes Ausflugsziel für Regentage, sehr praktisch ist die gute Erreichbarkeit mit der neuen Straßenbahn VLT. Noch schöner wäre das Erlebnis, wenn nicht ein ständiger Geruch von den Popcorn-Automaten durch die Gänge wabern würde.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9–17 Uhr, letzter Einlass 16 Uhr, Wochenende und Feiertage 9–18 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr.
Eintritt R$150, günstiger ist es über die Website. Auch verschiedene Kombitickets werden angeboten, unter anderem mit einem Besuch des Zoos BioParque oder dem Corcovado, die dann in der Summe günstiger ausfallen.
Ermäßigungen für Senioren, Kinder, Jugendliche und Studenten werden zwar offiziell angeboten, gelten aber nur für Brasilianer oder ausländische Besucher mit nachweisbarem Wohnsitz in Brasilien.
Riesenrad
Zum Abschluss des Rundgangs erreichst du am Ende des Boulevard Olímpico das größte freitragende Riesenrad Lateinamerikas, das sogenannte Rio Star. Schon lange vorher wirst du sehen, wie es hinter dem Meeresaquarium 88 Meter in die Höhe ragt. Und auch beim Landeanflug auf den Stadtflughafen Santos Dumont ist es meistens schon auf der linken Seite prominent zu sehen. Ein neues Wahrzeichen sollte es Ende 2019 werden, ähnlich vielleicht wie das London Eye, doch an die Beliebtheit des Museu do Amanhã reicht es nicht heran. Möglicherweise hat man sich auch beim Eintrittspreis verschätzt, der Andrang hält sich jedenfalls in Grenzen. Und ausländischen Reisenden stößt sauer auf, dass sie hier erheblich stärker zur Kasse gebeten werden. Während der Fahrt fällt der Blick Richtung Süden auf den Corcovado und den Zuckerhut, nach Osten sind die Brücke nach Niterói, die Guanabara-Bucht sowie die im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe zu sehen. Insgesamt hat Rio deutlich spektakulärere Aussichten anzubieten. Eine Runde in den klimatisierten Kabinen dauert 20 Minuten.
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr, Eintritt R$79 für Nicht-Brasilianer
Hotels & Unterkünfte
Zum Abschluss noch schnell ein paar Tipps für deinen Aufenthalt in Rio de Janeiro.