Herausragende Kunst und viel Natur: das Instituto Cultural Inhotim
Das Instituto Cultural Inhotim bei Belo Horizonte ist eines der sehenswertesten kulturellen Highlights in Brasilien. Über ein riesiges Parkgelände sind, oft unter freiem Himmel, große Installationen sowie Pavillons mit Galerien bedeutender Künstler ausgestellt. Hier erhältst du alle Informationen zur Anreise, zum Ticketkauf und zu den wichtigsten ausgestellten Kunstwerken.
Inhaltsverzeichnis
- Wissenswertes vorab
- Orientierung
- Hinweise zur Planung
- Besichtigung des Ausstellungsgeländes
- Struktur des Parks
- Der Eingangsbereich
- Galeria Cosmococa (G15)
- Beam Drop Inhotim (A14)
- Robert Irwin (A24)
- Carlos Garaicoa (G18), Marilá Dardot (G17) und Palm Pavilion (A18)
- Jardim de Todos os Sentidos (J1)
- Galeria Psicoativa Tunga (G21)
- Galeria Adriana Varejão (G7)
- Galeria True Rouge (G2)
- Galeria Miguel Rio Branco (G16)
- Galeria Claudia Andujar (G23)
- Sonic Pavilion (G10)
- De Lama Lâmina (G12)
- Magic Square (A12)
- Galeria Praça (G3)
- Galeria Cildo Meireles (G5)
- Hotels & Unterkünfte
Ein Ausflug in das kleine Bergbaustädtchen Brumadinho, 60 Kilometer südlich von Belo Horizonte, ist ein besonderer Besuch, nicht nur für Kunstfans. Nahe der Stadt hat der Mäzen und Unternehmer Bernardo Paz seit 2005 auf dem Gelände der Fazenda Inhotim das bedeutendste Zentrum für zeitgenössische Kunst Brasiliens – und zugleich eines der besten der Welt – entstehen lassen: Das Instituto Cultural Inhotim. Es ist ein monumentaler Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. Die Werke, hauptsächlich große Installationen, sind unter freiem Himmel oder in speziell für die jeweiligen Künstler und ihre Werke konzipierten Galerien über ein riesiges Gelände verteilt ausgestellt. Dich erwartet eine einmalige Verbindung aus Kunst- und Naturgenuss.
Unterkunftstipp für deinen Aufenthalt in Belo Horizonte:
Das Ouro Minas Hotel liegt in strategisch günstiger Lage fast genau zwischen dem Zentrum und Pampulha, sodass alle Sehenswürdigkeiten auf kurzen Fahrten mit Uber oder Taxi erreichbar sind. Das elegant-klassisch gestaltete Hotel strahlt noch den alten Glanz und Glamour der Stadt aus und bietet neben einem Pool auch ein exzellentes Restaurant. Hier findest du das Hotel bei Booking.com. Weitere Hoteltipps in verschiedenen Preisklassen findest du weiter unten im Artikel.
Wissenswertes vorab
Das Einzigartige an dem Erlebnis in Inhotim ist die Einbettung der Kunstwerke und Galerien in eine 140 Hektar große Parkanlage mit vier Seen und einem Botanischen Garten, in dem etwa 4300 Pflanzenarten aus der ganzen Welt wachsen, darunter eine der weltweit bedeutendsten Palmensammlungen. Über 700 Kunstwerke von 60 Künstlern aus 40 Nationen kannst du hier bewundern. Das Gelände, das in der Übergangszone zwischen Atlantischem Regenwald und Cerrado-Vegetation liegt, ist so groß, und es gibt so viel zu sehen, dass du für die Besichtigung in jedem Fall einen ganzen Tag einplanen solltest. Wenn nicht zwei.
Anfang 2019 füllte die Region Brumadinho die Nachrichtenschlagzeilen, denn ein verheerender Dammbruch verwüstete Teile der Stadt. Inhotim wurde von der Katastrophe jedoch vollständig verschont. Der Einrichtung kommt jetzt eine wichtige Funktion bei der Aufarbeitung der Bergbau-Katastrophe und der von ihr verursachten Traumata zu.
Die einzigartige Mischung aus Botanischem Garten und Kunstmuseum zieht inzwischen monatlich über 30.000 Besucher an.
Orientierung
Die Veredas-Region
Die Stadt Brumadinho, in der das Inhotim-Museum liegt, gehört zur Region Veredas im Herzen des Bundesstaates Minas Gerais, die durchschnittliche Entfernung zur Landeshauptstadt Belo Horizonte beträgt 60 Kilometer. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann in dieser ländlichen Region noch einiges mehr entdecken und sich mal ganz abseits der ausgetretenen Touristenpfade bewegen. Brumadinho ist dafür der perfekte Ausgangspunkt. Insgesamt zählen 15 Gemeinden zum sogenannten Circuito Veredas do Paraopeba, von denen jede ihre eigenen Charakteristika aufweist. Eines ist allen gemein: Viel ländliche Idylle, alte Fazendas, typische Minas-Gastronomie, Ruhe, Gemächlichkeit und wunderschöne Natur, die zu Wanderausflügen einlädt. Weitere Infos erhältst du beim Circuito Veredas do Paraopeba.
Hinweise zur Planung
Hier einige Tipps und Infos, die dir bei der Planung deines Besuchs weiterhelfen.
Zeitplanung
Fast alle Reisenden besuchen das Centro Cultural Inhotim als Tagesausflug von Belo Horizonte. Fahre früh los, sodass du möglichst schon bei der Öffnung der Tore deinen Rundgang gemütlich starten kannst. Denn das Gelände ist riesig und es gibt so viel Interessantes zu sehen, dass ein Tag für alles sowieso nicht ausreicht. In einigen Pavillons sind zusätzlich zu den Ausstellungen außerdem noch bis zu einstündige dokumentarische Videos zu sehen, wofür auch Zeit nötig wäre. Manche Besucher kommen deswegen am nächsten Tag noch mal wieder. Falls auch du zwei Tage für die Besichtigung einplanst, kannst du dich auch im Ort einmieten und musst dadurch nicht zweimal den weiten Weg von Belo Horizonte auf dich nehmen. Hoteltipps findest du weiter unten im Artikel.
Anfahrt
Für die Anreise von Belo Horizonte nach Inhotim stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:
Mit dem Bus
Wer die Anfahrt auf eigene Faust machen möchte, nimmt am besten den Shuttleservice von Belvitur in Anspruch. Abfahrt der Fahrzeuge ist um 8 Uhr vor dem Hotel Holiday Inn Belo Horizonte in der Rua Professor Moraes 600 im Stadtteil Savassi. Die Fahrt dauert knapp eineinhalb Stunden, die Hin- und Rückfahrt kosten R$110 pro Person. Das Ticket muss bis spätestens 15 Uhr des Vortages gekauft werden, ein Kauf ist über die Website mit internationaler Kreditkarte möglich. Ein spontaner Zustieg in den Bus morgens vor dem Hotel wird dagegen ohne vorherige Anmeldung nicht zugelassen! Die Rückfahrt ist üblicherweise um 16.30 Uhr von dem großen Parkplatz, am Wochenende in der Regel eine Stunde später. Busse der Gesellschaft Cia Coordenadas fahren dieselbe Strecke zum selben Preis, und fast zu denselben Uhrzeiten, aber mit Abfahrt vom Busbahnhof in Belo Horizonte.
Mit privatem Transfer
Wer mag, kann sich einen bequemen Privattransfer mit Abholung vom Hotel bestellen, zum Beispiel über Brumatur Viagens.
Öffnungszeiten
Der Park des Centro Cultural Inhotim öffnet von Mittwoch bis Freitag zwischen 9.30 und 16.30 Uhr. Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen kann er von 9.30 bis 17.30 Uhr besucht werden.
Preise und Ticketkauf
Die Eintrittskarte für das Instituto Cultural Inhotim kannst du bis spätestens 15 Uhr des Vortages über diese Website kaufen. Der Eintritt beträgt R$50, pro Tag stehen höchstens 5000 Tickets zur Verfügung. Den beim Kauf erhaltenen Voucher löst du nach der Ankunft am Stand von Belvitur am Eingang des Parks ein und erhältst dann Zutritt auf das Gelände.
Kostenloser Eintritt besteht jeden Mittwoch und am letzten Sonntag eines Monats, ausgenommen davon sind Feiertage. Aber auch hierfür muss man vorab online über die Ticketagentur Sympla eine Eintrittskarte „Ingresso Gratuito“ reserviert haben, den aktuellen Link dorthin findest du auf der Homepage des Instituto Cultural Inhotim unter „Ingressos“. Kinder bis fünf Jahre kommen gegen Vorlage des Ausweises ebenfalls umsonst hinein.
Eine Ermäßigung um 50 Prozent erhalten Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren sowie Personen über 60 Jahre, jeweils gegen Ausweisvorlage.
Elektrowagen
Über das riesige Ausstellungsgelände zuckeln leise schnurrende Elektrowagen, deren Geschwindigkeit auf maximal 15 Stundenkilometer begrenzt ist. Das System funktioniert hervorragend und es ist ratsam, sich für diese Wagen ebenfalls vorab ein Tagesticket zu besorgen. Denn wer alle Wege des Parks zu Fuß ablaufen wollte, müsste mit knapp 18 Kilometern Wegstrecke rechnen. Zwar „verpasst“ man mit dem Wagen auch ein paar Kunstwerke, beziehungsweise sieht sie nur im Vorbeifahren, kann aber gegebenenfalls ein Stück zurücklaufen, falls ein bestimmtes Werk besonderes Interesse hervorgerufen hat.
Du kannst das Ticket für den E-Wagen über dieselbe Website kaufen wie die Eintrittskarte: Der Preis für den „Transporte interno compartilhado“, also für die geteilte Wagennutzung mit anderen Gästen, beträgt R$35 pro Person und du musst diesen Fahrschein ebenfalls bis maximal 15 Uhr des Vortages erwerben. Kinder bis fünf Jahre brauchen kein Ticket, sofern eine erwachsene Begleitperson in Besitz eines Fahrscheines ist. Die Elektrowagen verkehren auf festen Routen im Park zwischen 10 und 16 Uhr, am Wochenende bis 17 Uhr. Bei starkem Regen kann der Verkehr vorübergehend eingestellt werden. Wer sich einen eigenen Wagen mit Fahrer für den gesamten Tag für bis zu fünf Personen gönnen möchte, muss dafür R$750 hinblättern.
Führungen
Die Agentur Kopa Turismo von Severin Dahlmeier bietet neben einem umfangreichen Programm in Belo Horizonte und Ausflügen in die Kolonialstädte und Naturparks auch Tagesausflüge zum Instituto Cultural Inhotim an. Auf diesen Touren wirst du von einem mehrsprachigen Guide begleitet, der auf moderne Kunst spezialisiert ist.
Zweistündige Führungen, „Visita mediada“, kannst du auch über die Website von Belvitur bestellen. Für Gruppen bis zehn Personen beträgt der Preis R$500. Diese Führungen sind allerdings auf Portugiesisch, für englischsprachige Guides muss man die auf der Website angegebene Telefonnummer anrufen.
Essen & Trinken
Für das leibliche Wohl sorgen Restaurants, Cafés und Imbisse. Ein Picknick aus mitgebrachten Lebensmitteln ist nicht mehr erlaubt. Sehr gut Mittag essen kannst du zum Beispiel im wunderschön in die Natur integrierten Restaurant Tamboril. Die Lage und Stimmung sind einfach herrlich und es lohnt sich, hier eine kleine Verschnauf- und Kunstpause einzulegen. Das Buffet ist exzellent und beinhaltet etliche typische Minas-Gerichte oder -Beilagen, wie Tropeiro oder Torresmo. Das All-you-can-eat-Buffet kostet R$130 pro Person. Wem das zu viel ist, oder wer keinen großen Hunger hat, kann auch das Kilorestaurant Oiticica aufsuchen, das ebenfalls ein sehr gutes Buffet anbietet. Bezahlt wird hier nach Gewicht der auf den Teller gefüllten Speisen, etwa R$8 je hundert Gramm.
Des Weiteren gibt es auf dem Gelände noch zwei Cafés und eine Pizzeria. Im Café das Flores soll es laut einigen Mineiros das beste gefüllte Käsebrot im ganzen Bundesstaat Minas Gerais geben: „Pão de Queijo recheado“, die Füllung besteht wahlweise aus geschmolzenem Käse oder Fleisch. Wer neugierig geworden ist, kann sich ja mal eine dieser kleinen Imbiss-Spezialitäten bestellen.
An vielen Stellen auf dem Gelände stehen übrigens Trinkwasserspender. Bringe dir also am besten deine eigene Trinkflasche mit, du kannst sie hier gratis überall auffüllen. Außerdem gibt es viele sogenannte Totems, an denen du dein Handy im Laufe des Tages wieder aufladen kannst.
Besichtigung des Ausstellungsgeländes
Den Rundgang über das Ausstellungsgelände kannst du selbständig machen oder dir dafür einen fachkundigen Guide nehmen, der für dich die beste Route aussucht und dich unterwegs mit den wichtigsten Infos versorgt. Am Eingang werden außerdem hervorragende Übersichtskarten ausgegeben, auf denen alle Wege, Pavillons, Kunstwerke, Gärten und Haltestellen der Elektrowagen exakt eingezeichnet sind.
Hier stellen wir dir ein paar der besten Sehenswürdigkeiten des Instituto Cultural Inhotim vor, darüber hinaus gibt es jedoch noch viele weitere. Die Reihenfolge in unserer Präsentation orientiert sich an dem von unserem Guide vorgeschlagenen Ablauf, grob gesagt besuchten wir zuerst die Highlights der orangenen Achse, dann kam die pink-lila Achse, und zum Schluss die gelbe Achse in der Mitte. Du musst dich daran aber nicht halten und kannst dir selbstverständlich deinen eigenen Weg durch das Parkgelände bahnen.
Struktur des Parks
Der Park besteht aus drei Achsen, oder auf Portugiesisch „Eixos“: Auf der Eixo Laranja (orangene Achse) und der Eixo Rosa (pink-lilafarbene Achse) pendeln Elektrowagen, du kannst an mehreren Stationen aus- und zusteigen und dir so den einen oder anderen Kilometer sparen. Auf der in der Mitte gelegenen Eixo Amarelo (gelbe Achse) verkehren dagegen keine Fahrzeuge. Dieser Abschnitt ist aber auch längst nicht so weitläufig wie die beiden anderen und deswegen gut zu Fuß begehbar. Während du in den orangenen und gelben Abschnitten auf viele Gärten und freie Natur triffst, ist die Eixo Rosa noch von dem berühmten Landschaftsgestalter Burle Marx entworfen worden.
Über das Gelände verteilen sich 23 Galerien namhafter Künstler, die auf dem am Eingang erhältlichen Orientierungsplan mit einem vorangestellten G eingezeichnet und durchnummeriert sind. Die meisten von ihnen sind permanente Einrichtungen, aber einige Pavillons werden auch für wechselnde Ausstellungen benutzt. Hinzu kommen 25 Einzelkunstwerke unter freiem Himmel, die mit A für „Artwork“ gekennzeichnet sind, 30 ausgewiesene botanische Highlights (B) sowie neun Gärten mit dem Buchstaben J für „Jardim“. An jedem Pavillon weisen freundliche Studierende darauf hin, dass nicht mit Blitzlicht fotografiert und nichts angefasst werden darf, in einigen Galerien müssen auch die Schuhe ausgezogen werden.
Der Eingangsbereich
Vom Parkplatz gehst du zuerst über einen wunderschönen, grünen Spazierweg zum Eingangsbereich. Gleich nach dem Zutritt zum Gelände stößt du schon auf die erste Ausstellung, die Galeria Lygia Pape (G20), die an ein Spinnennetz in totaler Dunkelheit erinnert. Dahinter liegt eine kleine Kapelle und und kurz darauf triffst du auf die Abfahrthaltestelle der Route 1 der Elektrowagen. Von hier aus fahren die Fahrzeuge fast minütlich ein Teilstück der orangenen Achse hinauf. Zwischendrin läuft man immer ein Stück und kann dann die nächste Teilstrecke wieder mit dem Wagen zurücklegen.
Galeria Cosmococa (G15)
Nach der ersten kurzen Fahrt mit dem Wägelchen erreicht man die Galeria Cosmococa. Hier untersuchte Hélio Oiticica (1937–80), einer der Begründer der Tropicália-Bewegung der ausgehenden 1960er-Jahre, mit künstlerischen Mitteln die Effekte des Kokainkonsums, dazu zählte er unter anderem Kälte, Entspannung, Euphorie und Verwirrung. Um diese Bandbreite der Emotionen nachzuempfinden, darfst du zum Beispiel in einen 12 Grad kalten Eispool steigen, dich auf einem Matratzenlager ausbreiten oder in eine knallbunte Hängematte legen und Jimi Hendrix sowie der weiteren von Oiticica höchstpersönlich ausgewählten Musik lauschen. Dieser Pavillon ist wie eine Zeitreise in die psychedelischen 1970er-Jahre. Vom Dach bietet sich eine schöne Aussicht auf das Parkgelände.
Beam Drop Inhotim (A14)
Nun geht es, abermals mit dem Elektrowagen, hinauf in den nordwestlichen Teil des Parks. Zu sehen sind beim Beam Drop Inhotim 71 massive Stahlträger, die 2008 von Chris Burden in einer zwölfstündigen Aktion mithilfe eines 45 Meter hohen Krans in frischem Zement versenkt wurden. Die Anordnung der einzelnen Träger unterlag dabei keinerlei Vorgaben beziehungsweise entstand rein zufällig. Das Resultat kann man hier bestaunen.
Robert Irwin (A24)
Wenn man den Weg von den Stahlträgern aus weiter nach Norden geht, oder den Elektrowagen dafür benutzt, kommt man noch zu einem weiteren beeindruckenden Monument, das der kalifornische Installationskünstler Robert Irwin in die Landschaft gesetzt hat.
Carlos Garaicoa (G18), Marilá Dardot (G17) und Palm Pavilion (A18)
Zurück an der Haltestelle der Burden-Stahlträger befindet sich ein kurzes Stück weiter die Galerie des kubanischen Künstlers Carlos Garaicoa, die sich der Macht der Zerstörung und dem Wiederaufbau durch den Menschen widmet. Interessanter ist aber noch der gegenüber auf einer grünen Wiese gelegene Pavillon von Marilá Dardot. In einer interaktiven Anpflanzung können Gäste hier in Setzkästen Namen und Wörter bilden. Wieder zurück auf der anderen Seite sind im Palm Pavilion 1200 Palmenarten katalogisiert. Es ist die zweitgrößte Pflanzensamenbank Brasiliens hinter dem Botanischen Garten von Rio de Janeiro.
Jardim de Todos os Sentidos (J1)
Das nächste Stück mit dem Wagen führt in eine Ecke, in der gleich vier thematische Gärten liegen. Als „Viveiro Educador“ zusammengefasst, ist das sieben Hektar große Areal das Herzstück des Botanischen Gartens von Inhotim. Alleine hier könnten Naturfreunde eine oder zwei Stunden verbringen. Alle Gärten werden wissenschaftlich genutzt, sind aber zur öffentlichen Besichtigung freigegeben. Besonders spannend ist der Jardim de Todos os Sentidos, der „Garten für alle Sinne“. Hier sind Besucher ausdrücklich eingeladen, die Pflanzen zu berühren und an ihnen zu riechen. Einige kann man sogar schmecken, das gilt allerdings nicht für die giftigen Exemplare dieses Gartens!
Galeria Psicoativa Tunga (G21)
Der nächste Stopp auf der orangenen Route ist die Galeria Psicoativa Tunga, die der Künstler 2012 vier Jahre vor seinem Tod errichtete. Tunga war ein enger Freund des Inhotim-Gründers Bernardo Paz, und zusammen mit Burle Marx war er eine der Triebfedern bei der Schaffung und künstlerischen Ausgestaltung des Anwesens. Diese Galerie zählt zu den größten Highlights in Inhotim: Inmitten von Atlantischem Regenwald liegt ein wunderschöner großer Glaspavillon, in dem vier über Holzrampen miteinander verbundene Etagen zu besichtigen sind. Die unterste Etage ist weniger spektakulär, aber der Rest zählt zum Besten, was der Park zu bieten hat.
Tunga zog einen großen Teil seiner Inspiration aus dem Alchemismus, aus Mythen und Legenden. Eines seiner bedeutendsten Werke ist „À Luz de dois Mundos“, oder übersetzt: im Licht zweier Welten, das 2005 im Louvre ausgestellt war neben alten Gemälden des Holländers Frans Post aus der Frühzeit der Kolonialisierung. Tunga behandelt dabei die möglichen Schwierigkeiten, die der Chronist Post damals gehabt haben könnte, mit seiner Technik die verschiedenen Lichtverhältnisse der beiden Kontinente realistisch darzustellen. Begleitet wird die Ausstellung von ein paar Takten aus „Que c’est triste Venise“ von Charles Aznavour in Endlosschleife. Es sind stets die tiefgreifenden Fragen, die Tunga umtrieben, und für die Interpretation seiner sehr komplexen Werke ist ein fachlich ausgebildeter Guide hilfreich. Die Schönheit des Pavillons in märchenhafter Umgebung erschließt sich aber auch so.
Galeria Adriana Varejão (G7)
Auf der anderen Seite des Sees liegt ein weiterer künstlerischer Leckerbissen. Die 1964 in Rio de Janeiro geborene Adriana Varejão arbeitet viel mit dem Konzept der Azulejo-Fliesen, wie hier deutlich zu sehen ist. Außen vor der Galerie sticht erstmal ein Becken mit tiefblau gefärbtem Wasser ins Auge, die verwendeten Färbemittel sind natürlich biologisch abbaubar. Die Bank zum Draufsetzen zeigt ein „Who is who“ der beliebtesten bewusstseinserweiternden Substanzen. Im oberen Bereich des inneren Teils der Ausstellung kannst du falsch zusammengesetzte Azulejos erkennen, wie sie in der Kolonialzeit oft vorkamen und wie es zum Teil auch heute noch in historischen Bauwerken wie der Franziskanerkirche in Salvador zu sehen ist. Außerdem gibt es eine beeindruckende Sammlung von Fliesen mit handgemalten Singvögeln.
Galeria True Rouge (G2)
Die Galeria True Rouge des aus Pernambuco stammenden Künstlers Tunga (1952–2016) ist eine der beeindruckendsten Installationen des Parks. Schon die Lage am Ende eines Sees ist fantastisch. Während man sich dem Pavillon nähert, wird durch die Glasscheiben das knallige Rot immer leuchtender. Was will der Künstler uns mit seinem Werk sagen? Eine häufig gelieferte Interpretation erkennt darin die Darstellung des weiblichen Körpers, gefangen in einem Netz voller Abhängigkeiten und versehen mit den Pflichten des Haushalts, worauf unter anderem die Schwämme und Reinigungsbürsten hindeuten sollen. Aber es stecken so viele Details in dieser Arbeit, bei der genauen Betrachtung wird jeder und jede zu eigenen Schlüssen kommen.
Galeria Miguel Rio Branco (G16)
Der Fotograf, Maler und Filmemacher Miguel Rio Branco liefert ein hartes, teilweise brutales Porträt der afrobrasilianischen Stadt Salvador, der ersten Hauptstadt der portugiesischen Kolonie. Seine Fotos aus den 1970er- und 1980er-Jahren zeigen die Armut, aber auch Lebensfreunde in der damals heruntergekommenen historischen Altstadt, die zum Glück mit der heutigen Realität nicht mehr viel zu tun hat.
Galeria Claudia Andujar (G23)
In der Galerie der 1931 geborenen Schweizer Fotografin Claudia Andujar sind über 500 Bilder ausgestellt aus der Zeit, als die Künstlerin im Amazonas beim Yanomami-Volk lebte. Die Werke sind in drei thematische Gruppen unterteilt: Erde (Terra), Menschen (Homem) und Konflikte (Conflito). Während der erste Bereich die natürliche Umwelt des Regenwalds beleuchtet, betont der zweite schamanische Rituale und das Alltagsleben der Yanomami in ihren Hütten und draußen in den Wäldern. Der dritte Abschnitt behandelt das Aufeinandertreffen mit weißen Eindringlingen in Stammesterritorium. Das intensive und hautnahe Erleben der Herausforderungen des Stammes machten sie zu einer überzeugten Aktivistin im Kampf für die Rechte der indigenen Völker Brasiliens. Es sind viele außergewöhnliche Fotografien entstanden, bei denen die Perspektiven verschwimmen und der Betrachter die Unschärfen selbst ausfüllen muss. Ebenso wie die Ausstellung einzigartig anders ist, hebt sich auch der aus hellrotem Backstein gefertigte Pavillon stilistisch von den übrigen Gebäuden ab.
Sonic Pavilion (G10)
Wie ein auf einem Waldhügel gelandetes Ufo präsentiert sich der gläserne Sonic Pavilion des US-Amerikaners Doug Aitken, wo ein 202 Meter tief in die Erde versenktes und mit Mikrofonen und Verstärkern ausgestattetes Stahlrohr die Besucher mit tranceartigen Geräuschen aus dem Inneren der Erde konfrontiert. Es sind beeindruckende, Ehrfurcht einflößende Brummlaute, die nach oben dringen, ein tiefes Grummeln mit abrupten Knallgeräuschen, dann wieder lange Stille. Ein einzigartiger und mysteriöser akustischer Ausflug in den Bauch von Mutter Erde.
De Lama Lâmina (G12)
Matthew Barney zeigt in seiner futuristischen Glaskonstruktion von 2004 einen der im Amazonas bei der illegalen Entwaldung eingesetzten gewaltigen Killertraktoren, der mit seinem Greifarm Bäume wie Grashalme aus dem Boden rupft. Die mannshohen Reifen sind völlig mit roter Erde beschmiert, wie an den Händen klebendes Blut. Es ist ein schockierendes Erlebnis, mal leibhaftig neben so einem lebenszerstörenden Horrorgefährt zu stehen, das wie aus dem Gruselkabinett entsprungen wirkt, im heutigen Amazonas aber leider immer noch pure Realität ist und Jahr für Jahr zig Millionen Lebewesen gnadenlos vernichtet. Die aufkeimenden Gefühle beim Anblick dieser brachialen, aber erstaunlicherweise öffentlich kaum bekannten Monstermaschinen reichen von Hilf- und Machtlosigkeit über Wut bis zu blanker Resignation.
Magic Square (A12)
Leichtere Kost liefert auf dem Rückweg der lila-rosafarbenen Route der Magic Square von Hélio Oiticica. Schön am See gelegen, spielt die bunte Installation mit dem Lichteinfall. Die weißen Wände reflektieren bei starker Sonneneinstrahlung die Farben der anderen Wände.
Galeria Praça (G3)
Zum Ende des Rundgangs erreichst du die Galeria Praça, in der die berühmten Käfer mit den bunt zusammengesetzten Karosserieteilen mittlerweile zu Garagenautos degradiert wurden. Daneben sind zwei große plastische Wandbilder zu sehen. Der Bus mit den Insassen stammt von dem einheimischen Künstler Rigoberto Torres, die Szene aus dem Quilombo, also einer ehemaligen Sklavensiedlung, hat der US-amerikanische Bildhauer John Ahearn erschaffen.
Galeria Cildo Meireles (G5)
Cildo Meireles ist ein bekannter brasilianischer Künstler, der in vielen seiner Arbeiten die Zeit der Militärdiktatur Brasiliens thematisiert. Die Galerie besteht aus drei Sälen: Der Raum „Através“ zeigt die etlichen Barrieren, denen viele Brasilianer in den Jahren der Militärherrschaft zwischen 1964 und 1985 ausgesetzt waren. Im Raum „Desvio para o Vermelho“ sind lauter rote Gegenstände, die Meireles in jener dunklen Epoche der Zensur angesammelt hat, in der insbesondere vielen Künstlern Meinungsäußerung nur verklausuliert oder codiert möglich war.
Hotels & Unterkünfte
Wer den riesigen Park an zwei Tagen besichtigen möchte, übernachtet am besten in Brumadinho in der Pousada Verde Villas (Booking.com) oder in der Pousada Alta Vista (Booking.com).
Die meisten Gäste besuchen Inhotim jedoch im Rahmen eines Tagesausflugs, hier sind unsere Unterkunftsempfehlungen für Belo Horizonte: