Ilhéus: Tipps für deine Reise
In der Kleinstadt Ilhéus lassen sich heute noch die Spuren des Kakaobooms studieren, als die weiße Frucht großen Reichtum brachte. Noch immer gibt es große Kakaofazendas, von denen sich einige touristisch besichtigen lassen. Kein Geringerer als Jorge Amado hat diese Zeit in vielen Romanen verewigt, ihm sind unter anderem ein Museum und ein Denkmal gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
Erst mit Ankunft deutscher und schweizerischer Einwanderer Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die ursprünglich aus dem Amazonas stammende Kakaopflanze hier systematisch angebaut. Ilhéus, die drittgrößte Stadt Bahias, war ab 1890 Zentrum des Kakaobooms. Prächtige Bauten entstanden und dokumentieren heute die Epoche dieser wirtschaftlichen Blütezeit.
Mit Eintritt der Weltwirtschaftskrise begann die Pracht jedoch zu verfallen. In den Folgejahren gab es extreme Ernteausfälle und einen Nachfragerückgang, hervorgerufen durch sinkende Weltmarktpreise, Dürren und schließlich einen Pilz namens Vassoura-de-bruxa, der sich in den 1980er-Jahren verbreitete und noch heute bis zu 90 Prozent der Ernte vernichtet.
Insofern ist es kein Wunder, dass Brasilien von billiger produzierenden westafrikanischen Ländern überflügelt worden ist. Dennoch ist die Region um Ilhéus nach wie vor das wichtigste Kakaoanbaugebiet in Brasilien, und einige Kakaofazendas können besucht werden. Die Kakaoküste reicht von Itacaré über Ilhéus bis hinunter zum beschaulichen Canavieiras.
Ohne die schöne Mulattin Gabriela hätte Ilhéus vermutlich nicht seinen heutigen Bekanntheitsstatus. Gemeint ist die Hauptfigur des wohl berühmtesten Werks von Jorge Amado (1912–2001), dem international bekannten Romancier und Sohn der Stadt.
Wie in dem großen Liebesroman Gabriela wie Zimt und Nelken (Gabriela, Cravo e Canela) machte Amado Ilhéus zum Schauplatz vieler seiner Geschichten. So verarbeitete er auch sein damaliges Stammlokal literarisch, die legendäre Bar Vesúvio. Hier arbeitete Gabriela in seiner Fiktion als Köchin, doch es spielten sich nicht nur Romanzen ab. Die Bar war Treffpunkt einflussreicher Kakaobarone, der Coronéis.
Noch heute erzählen die historischen Gebäude der 165.000-Einwohner-Stadt die Geschichte jener vergangenen Hochepoche, als Ilhéus die reichste Stadt Brasiliens war und „Goldprinzessin von Bahia“ genannt wurde. Auf einem Spaziergang durch die Innenstadt lässt sich alles bequem an einem Tag sehen.
Richtig voll wird es eigentlich nur im Sommer, wenn ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt; die restliche Zeit des Jahres geht es recht ruhig zu. Dass Ilhéus erst seit relativ kurzer Zeit auf Tourismus setzt, ist teilweise auch noch an Infrastruktur und Dienstleistungen erkennbar.
Sehenswürdigkeiten in Ilhéus
Palácio do Paranaguá
An historischen Bauten ist in Ilhéus nicht viel erhalten geblieben. Ein repräsentatives Beispiel für die damalige Pracht ist noch der neoklassizistische Palácio do Paranaguá (1898–1907) an der Rua Prado Valadares, der heutige Sitz der Stadtverwaltung.
Casa de Cultura Jorge Amado
Etwas weiter in der Fußgängerzone Rua Jorge Amado 21 befindet sich das Casa de Cultura Jorge Amado. Hier verbrachte der Dichter einen Teil seiner Jugend (1926–37). Heute beherbergt es eine kleine Ausstellung mit Fotos, Büchern und einer Auswahl der vom Künstler gern getragenen bunten Hemden.
Mo–Fr 9–12.30, 14–18, Sa 9–13 Uhr, Eintritt R$5
Catedral de São Sebastião
Die pompöse Catedral de São Sebastião am belebten Hauptplatz Praça Dom Eduardo ist neueren Datums. Ihr Bau wurde 1931 begonnen und 1967 abgeschlossen. Im Januar, am Tag des São Sebastião, werden die Treppenstufen in einer feierlichen Prozession gereinigt.
Mo–Sa 9–17 Uhr, So Messen 8, 17 und 19 Uhr
Igreja de São Jorge
Wesentlich älter ist die mehrfach restaurierte Igreja de São Jorge (Ende 17. Jahrhundert) mit einem kleinen Museum für sakrale Kunst, die zuletzt jedoch wegen umfangreicher Restaurierung geschlossen war.
Praia do Cristo mit Christusstatue
Wenn ich in Ilhéus bin, spaziere ich gerne einmal ganz um die Landzunge herum, von der Kathedrale bis zum Bataclan. Etwa auf halber Strecke, ganz am Zipfel, trifft man auf die Praia do Cristo, wo eine Christusstatue von 1942 sieben Meter in die Höhe ragt.
Hier gibt es ein paar Meter weiter auch eine lässige Strandbar, das Point Conde Badaró, von wo aus sich ein schöner Blick auf die Bucht Baía do Pontal bietet und wo auch Kajaks oder Stand-up-Bretter verliehen werden. Besonders nett ist es zum Sonnenuntergang ab etwa 16.30 Uhr.
Point Conde Badaró tgl. 7–18 Uhr
Shopping/Einkaufstipps
Mercado de Artesanato
Beim Bummel durch den Mercado de Artesanato, Rua Eustáquio Bastos 2, eine Markthalle mit über 80 Ständen, findest du günstiges regionales Kunsthandwerk und viele für die Region typische Lebensmittel, wie Kakaomarmelade (geleia de cacau), nicht schmelzende Schokolade mit hohem Kakaoanteil sowie diverse Kakaoliköre: Mel de Cacau (aus dem weißen Fruchtfleisch), Cacau (aus den Fruchtkernen) oder Chocolate (aus dem zuckerfreien Kakaopulver). Eine kostenlose Probe gibt es bei Delícias da Terra, Loja 80, in der „Rua Gabriela“.
Markt Mo–Sa 8–19.30 Uhr, am Sonntag haben nur einige Stände geöffnet
Chocolate Caseiro Ilhéus
Noch zentraler als der Mercado de Artesanato gelegen, verkauft Chocolate Caseiro Ilhéus gleich gegenüber der Kathedrale seine süßen Souvenirs, wie beispielsweise Schokoladenlikör oder frische Schokolade, die in teilweise pikanten Formaten nur auf Nachfrage unter dem Tresen hervorgeholt wird. Wenn das die Kirche wüsste … Aber auch sehr leckere kalte (und jugendfreie) Trinkschokolade „Chocolate gelado“ ist hier erhältlich.
Mo–Fr 8–20, Sa, So 9–20 Uhr
Strände
Im Zentrum von Ilhéus gibt es keine interessanten Badestrände. Die schönsten, allesamt sehr ruhig und naturbelassen, liegen nördlich der Stadt in Richtung Itacaré.
Sehr viel belebter geht es an der südlichen Küste zu, vor allem an den Stränden Praia do Sul, Praia Cururupe und Praia dos Milionários. Hier ist das Wasser ruhig, der Sand fein und es gibt einige große Strandbars, in denen man den Tag auf brasilianische Art verstreichen lassen kann (das heißt mit viel Bier).
Sehr schöne Strände besitzt auch das 19 Kilometer südlich gelegene Olivença, das wegen seiner kräftigen Brandung besonders gerne von Surfern aufgesucht wird.
Aktivitäten & Touren
Reiseagenturen bieten Rundgänge im historischen Zentrum („Centro Histórico“) oder Ausflüge zu einer Kakaofazenda an.
Touranbieter
Die sehr gut geführte Agentur Ertour (Büro am Flughafen) bietet diverse Tagestouren an, unter anderem eine City Tour in Ilhéus, Besuch einer Kakaofazenda, Ausflüge nach Itacaré oder Morro de São Paulo, sowie Bootstouren durch die Baía de Camamu oder nach Maraú (Taipú de Fora). Außerdem kannst du bei Ertour alle Transfers in der Region sowie nationale und internationale Flüge buchen. Ausflüge starten auch ab Itacaré, die Filiale dort liegt in der Rua Lodônio Almeida 163.
Büro am Flughafen tgl. 9–16.30 Uhr
Besuch auf einer Kakaofazenda
Auf der 100 Hektar großen Fazenda Yrerê, einer der hübschesten der Region, werden die einzelnen Kakaosorten sowie die Verarbeitung bis zur Trocknung der Kakaobohnen anschaulich erklärt. Ein zweistündiger Rundgang über die Fazenda führt an weiteren tropischen Pflanzen vorbei. Zum Abschluss dürfen die Besucher Kakaosaft und Schokolade aus eigener Herstellung probieren. Buchung direkt über die Fazenda bei den netten Besitzern Dadá und Gerson (R$30 pro Person, Anfahrt mit Uber/Taxi, Abholung gleich mit Fahrer vereinbaren).
Führungen Mo–Sa 9.30, 11 und 14 Uhr
Essen & Trinken in Ilhéus
In den Bars und Restaurants an der Avenida 2 (Dois) de Julho herrscht bei Sonnenuntergang eine nette Abendstimmung mit Blick auf die Bucht.
Auch die Praça Castro Alves (oder „Pracinha da Irene“) ist beliebter Treffpunkt der Einheimischen, hier sitzt man mit Bier und Snack bei Acarajé da Irene an Plastiktischen und am Donnerstag spielt ab 19 Uhr eine Liveband MPB oder Forró („Música na Praça“, kein Couvert).
Bar Vesúvio, Praça Dom Eduardo 190. Bar von 1919, ein Muss für alle Jorge-Amado-Fans. Zwar etwas touristisch, doch schöne Lage mit Blick auf den belebten Kathedralenplatz. Eine typische Bestellung wäre hier Quibe und Suco de Cacau, wer zur Mittagszeit kommt, kann sich zwischen 11.30 und 15 Uhr aber auch an einem großen Mittagsbuffet bedienen. Beliebtestes Fotomotiv ist natürlich die Plastik des Dichters, die vor dem Lokal auf einer Bank geduldig mit Touristen posiert.
Mo–Sa 10–1 Uhr (Hauptsaison auch So 17–1 Uhr)
Barrakítika, Rua Dom Pedro II 39. Traditionelles Bar-Restaurant (1981) im Stil einer rustikalen Rock-Kneipe, von Mittwoch bis Samstag erschallt Livemusik ab 20.30 Uhr. Draußen füllen sich abends die Tische auf dem Gehweg mit lokalem und internationalem Publikum, drinnen führt Besitzer Bruno ein alternatives Kulturzentrum mit kleiner Bühne. Sehr gutes Essen zu fairen Preisen (Mittagstisch 11–16 Uhr), zum Beispiel eine Riesenportion der Fischpfanne Escabeche für zwei bis drei Personen oder einfach mal wieder eine Calzone.
Auch die volle Bandbreite der japanischen Küche von Harumaki über Sunomono bis Uramaki ist im Angebot. Zum Nachtisch bietet sich ein leckeres Cajá-Speiseeis am Stiel an. Und am Tresen warten 150 Cachaças aus ganz Brasilien. Wer im Urlaub nicht auf europäischen Fußball verzichten mag: Hier laufen die wichtigsten Spiele auf mehreren Bildschirmen.
Mo–Sa 10–2 Uhr
Bataclan, Avenida 2 de Julho 773. Das verruchte Cabaret der 1920er-Jahre wurde schön restauriert und beherbergt nun ein Kulturzentrum mit kleiner Theaterbühne, auf der ein unregelmäßiges Programm aufgeführt wird. Ansonsten steht das Gebäude für ein paar Reais zur Besichtigung frei, mittags gibt es auch ein Self-Service-Restaurant (12–14.30 Uhr), einen Souvenirshop und ein „Memorial“, unter anderem mit alten Stadtfotos und dem originalgetreuen Zimmer der legendären Bordellbetreiberin Maria Machadão.
Mo–Sa 10–17 (Hauptsaison 9–23 Uhr)
Unterkünfte in Ilhéus
Die Unterkünfte im Zentrum sind wenig modern, aber preiswert. Deutlich mehr Komfort findest du an den Stränden ab Praia do Sul, vier bis sieben Kilometer vom Zentrum (Anfahrt zum Zentrum mit Uber/Taxi). Ein Mittelweg wäre eine Unterkunft im Stadtteil Pontal, der auf halber Strecke zwischen Zentrum und Stränden liegt (jeweils zehn Minuten per Bus), auch hier gibt es ein paar Pousadas.
Im Sommer steigen die Preise in Ilhéus generell enorm an und es kann dann ziemlich schwer sein, ohne Reservierung ein Zimmer zu finden.
La Dolce Vita Hotel
Für mich die beste Wahl ist das La Dolce Vita Hotel an der Praia do Sul, etwa sechs Kilometer vom Zentrum. Es ist ein sympathisches Hotel mit Pool und Strand vor der Haustür. Die 52 schönen und teilweise sehr geräumigen Zimmer besitzen moderne Split Klimaanlagen, Veranda oder Balkon mit Hängematte. Ein Tipp: Der Zimmertyp „Executivo“ ist nur wenig teurer als „Standard“ und lohnt den Mehrpreis (hier bei Booking.com anschauen).
Etwa die Hälfte der Zimmer verfügt zudem über eine Küchenzeile und kann auch für längere Aufenthalte gemietet werden. In der Nebensaison sind Rabatte möglich. Dazu gibt es ein gutes Restaurant und eigene Schokoladenherstellung mit hübschem Verkaufsladen im hinteren Teil des Gartens.
Geldautomaten/Geld abheben
An Banken herrscht in Ilhéus kein Mangel. In der Rua Marquês de Paranaguá gibt es sowohl eine Bradesco (Nr. 63, Geldautomat tgl. 6–22 Uhr) als auch eine Banco do Brasil (Nr. 112, Geldautomat tgl. 7–19 Uhr).
Eine weitere große Bradesco-Filiale liegt direkt gegenüber dem Mercado de Artesanato, Rua Eustáquio Bastos 328 (Geldautomat tgl. 6–20 Uhr).
Am Flughafen stehen Geldautomaten von Banco 24 Horas, an denen eine Gebühr fällig wird (tgl. 6–22 Uhr).
Geldwechsel ist bei Encantur (siehe Transport) möglich von Mo–Fr 9–16 sowie Sa 9–12 Uhr.
WLAN und SIM-Karten in Ilhéus
Es gibt in Brasilien kaum noch Internetcafés, dafür bieten mittlerweile eigentlich alle Unterkünfte bis zum noch so kleinen Hostel kostenloses WLAN an. Darüber hinaus steht in vielen Restaurants, Bars, Flughäfen oder Sehenswürdigkeiten ein kostenfreier Internetzugang zur Verfügung. Die Netzverbindung ist in den touristischen Zentren Brasiliens überwiegend gut und auch in Ilhéus inzwischen recht schnell und zuverlässig.
Der Kauf einer brasilianischen SIM-Karte ist dagegen mit Tücken verbunden, denn dafür ist eine brasilianische Steuernummer (CPF) nötig, die ausländische Reisende in aller Regel nicht besitzen. Manchen Touristen gelingt es, das Problem zu umdribbeln, indem sie sich eine SIM-Card von brasilianischen Freunden besorgen lassen. Alternativ kannst du dir schon vor Beginn deiner Reise eine eSIM für Brasilien kaufen, wie zum Beispiel über Holafly, und diese auch in einigen Nachbarländern nutzen. Besonders praktisch ist das, wenn du danach noch in Lateinamerika weiterreist. Die Netzabdeckung in Brasilien ist überwiegend gut und wird immer besser, in Ilhéus solltest du in 4G/LTE-Geschwindigkeit surfen können.
Anreise und Weiterreise
Flüge
Der kleine und zentrumsnahe Flughafen Aeroporto Jorge Amado hat seinen Charme, ist jedoch auch wetteranfällig: Bei starkem Regen besteht die Gefahr, dass nicht gestartet oder gelandet werden darf.
Ilhéus wird von den Fluggesellschaften Azul, Gol und Latam angeflogen. Es gibt unter anderem Direktflüge nach Salvador, nach Rio kommt man in der Regel mit Umstieg in São Paulo.
Taxi und Fahrdienste
Uber-Fahrer sind in Ilhéus noch etwas spärlich vertreten, das heißt: nicht immer ist ein Wagen umgehend verfügbar.
Vom Zentrum zur Rodoviária kannst du etwa mit folgenden Preisen rechnen: Taxi R$30, Uber R$15; zum Flughafen: Taxi R$20, Uber R$10.
Auch von einem Mototaxi kann man sich übrigens vom Zentrum zur Rodoviária oder zum Flughafen bringen lassen (circa R$8–10).
Busse
Tickets für Águia-Branca-Busse sind auch im Reisebüro Encantur in der Rua Jorge Amado 64 im Zentrum von Ilhéus erhältlich.
Mo–Fr 9–18, Sa 9–13 Uhr
- Camamu (dort fahren Boote nach Barra Grande) und Valença (Boote nach Morro de São Paulo und Boipeba): Águia Branca, tgl. 8 und 14.20 Uhr, 3/5 Std., R$27/42.
- Canavieiras (dort besteht für Abenteuerlustige Anschluss mit Boot nach Belmonte): Cidade Sol, 8x tgl. bis 18.50 Uhr, 3 Std., R$25.
- Eunápolis (dort besteht Anschluss nach Arraial d’Ajuda und Trancoso): Rota, 6x tgl. bis 22 Uhr, 5 Std., R$60.
- Itacaré: Rota, ca. stdl. bis 20.40 Uhr, 1 1/2–2 Std., R$15.
- Porto Seguro: Rota, tgl. 7, 9, 15.30 und 17.30 Uhr, 6 Std., R$70–78.
- Salvador: Águia Branca, tgl. 8.30, 12.45 und 21.20 Uhr, 8 Std., R$134–150.